Friedrich Julius Bieber

Der Österreicher Friedrich Julius Bieber (1873-1924) besuchte Äthiopien dreimal in den Jahren 1904, 1905 und 1909 und gilt als der führende Ethnologe, der sich mit den Kafa im Südwesten Äthiopiens beschäftigte. Er wurde 1873, während der österreichisch-ungarischen Monarchie, in Wien geboren.

Bieber hatte seit seiner Kindheit immer ein starkes Interesse an Afrika. Um dieser Leidenschaft nachzugehen, brachte er sich selbst Ethnologie und Afrikanistik bei und versuchte, Afrika zu besuchen. 1892 traf er die Veteranen Alexander Barges und Albert Rugg, die sich auf den Weg in den Sudan machten und Bieber als Afrikaexperten mitnahmen. Sie erreichten jedoch nicht den Sudan, sondern landeten in Eritrea und kehrten dann um. Nach seiner Rückkehr nahm Bieber eine Stelle als Beamter in der statistischen Abteilung des Handelsministeriums der österreichisch-ungarischen Monarchie an.

Während seiner Amtszeit hielt er weiterhin öffentliche Vorträge über Afrika und Äthiopien. Im Jahr 1904 erhielt Bieber die Gelegenheit, Äthiopien im Rahmen einer Mission zur Öffnung des Handels zwischen der österreichisch-ungarischen Monarchie und dem Äthiopischen Reich zu besuchen. Unter der Leitung des Unternehmers Arnold Szél finanzierten etwa siebzig Unternehmen eine Reise nach Äthiopien, die Leopold Morgenstern, ein Direktor von Széls Unternehmen, und Bieber selbst unternahmen.

Im Jahr 1905 wurde unter der Leitung von Ludwig Ritter von Höhnel eine österreichische Volksmission nach Äthiopien entsandt. Bieber nahm als Äthiopienspezialist und Amharisch-Dolmetscher an dieser Reise teil. Nach der Unterzeichnung des Handels- und Freundschaftsvertrags und der Abreise der Mission aus Addis Abeba blieb Bieber mit der Absicht zurück, nach Kafa zu reisen; anschließend reiste er mit Baron Alphons von Mylius in den Südwesten Äthiopiens. Die damals in der Kafa-Region gesammelten Interviews und Materialien bildeten später den Kern von Biebers Kafa-Forschung.

Im Jahr 1909 reiste er mit dem Industriellen Emil Pick durch Äthiopien und erreichte den Weißen Nil. Nach seiner Rückkehr aus Äthiopien veröffentlichte Bieber zahlreiche Bücher und Artikel über Äthiopien. Er dokumentierte viele Aspekte des Lebens, der Kultur und der Geschichte der in der Kafa-Region lebenden Menschen und leistete damit einen großen Beitrag zur Schaffung der Grundlagen für die weitere Erforschung der Kafa. Eines seiner Hauptwerke ist das zweibändige Buch: Kaffa. An Ancient Cushitic People in Central Africa

Friedrich Julius Bieber hinterließ eine große Anzahl von Besitztümern und schriftlichen Dokumenten, die sowohl Äthiopien als auch sein tägliches Leben betreffen. Diese Sammlung umfasst ethnologische Objekte aus Äthiopien, Instrumente, die er auf seinen Reisen in dieses Land benutzte, Fotografien, Bücher und unveröffentlichte schriftliche Dokumente wie Tagebücher, Entwürfe, Memoranden, Briefe und Postkarten an seine Familie und Freunde. Die Sammlungen befinden sich im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek, des Weltmuseums Wien und des Bezirksmuseums Hietzing in Wien. Ein Teil der oben genannten Materialien wird in Kürze im digitalen Archiv der Friedrich Julius Bieber Collection auf ARCHE zugänglich sein.

Projektleitung

Sayuri Yoshida

 

Kon (ACDH-CH)

Martina Trognitz

 

Funding

The Sasakawa Scientific Research Grant from the Japan Science Society (from April 2015 to March 2016)

The Inamori Grants from the Inamori Foundation (from April 2016 to March 2017)

Grant-in-Aid for Young Scientists (A) from the Japan Society for the Promotion of Science (from April 2017 to March 2021)

The Promotion of Joint International Research (Fostering Joint International Research (A)) from the Japan Society for the Promotion of Science (from May 2019 to March 2022)

 

Projektlaufzeit

2014–2025