Das FWF-Projekt ist am ACDH-CH in der Forschungsabteilung Sprachwissenschaft angesiedelt.

Relationale Adjektive (wie richterliche Anordnung, kindliches Spielen) sind ein häufiges Phänomen und in vielen Sprachen (insbesondere in den romanischen und slawischen Sprachen, aber auch im Ungarischen oder Japanischen). So auch im Gegenwartsdeutschen. Über ihre historische Entwicklung an der Schnittstelle von Morphologie und Syntax ist eher wenig bekannt. Bisherige Arbeiten zur historischen Morphologie fokussierten v.a. auf die qualitativen Adjektive, also auf die typischen ‘Eigenschaftswörter’ (wie mutig in mutige Katze), so dass eine mögliche morphosyntaktische Entwicklung von bzw. innerhalb der relationalen Adjektive nie korpuslinguistisch umfassend untersucht wurde.

Das Projekt Relationale Adjektive in der Sprachgeschichte des Deutschen möchte diese Forschungslücke für das Deutsche in Bezug auf die Entstehung relationaler Adjektive, deren Ursache und Entwicklung aus Sicht der Wort- und Satzebene schließen, indem die Dimension des jeweiligen Bezugnomens berücksichtigt wird (vgl. studentisches Lernen, kindliches Sprechen). Relationale Adjektive im Gegenwartsdeutschen übernehmen nämlich bei verbbasierten Substantiven sehr oft die Rolle des Satzsubjektes (> ein Student lernt, ein Kind spricht). Der semantische Einfluss des Bezugsnomens auf die Existenz relationaler Adjektive wurde für andere Sprachen (z.B. Italienisch, Spanisch) und auch für das Gegenwartsdeutsche bereits beobachtet, so dass aus diachroner Perspektive diese Dimension geradezu ideal für vertiefte Expeditionen in die Sprachgeschichte ist.

Methodologisch umfasst das Projekt, das eine Kooperation mit der Arbeitsgruppe Komparative Psycholinguistik der Universität Wien unterhält, theoretische und empirische Forschung durch die Kombination korpusbasierter Studien zu den jeweiligen Sprachstufen des Deutschen und psycholinguistischer Experimente zum Gegenwartsdeutschen, um die verdeckten und sichtbaren Mechanismen der Adjektivrealisation an der Grenze zur morphologischen und phrasalen (Typ studentisches Lernen) Realisierung im Hinblick auf die sprachhistorische Entwicklung und Bezüge zu verwandten Wortbildungsmustern (wie der Komposition, Typ: Studentenlernen) besser zu verstehen und Sprachwandel in der Geschichte des Deutschen sichtbar zu machen.

Projektleitung

Martina Werner

 

Finanzierung

FWF 10.55776/P32415

 

Projektlaufzeit

08/2019–07/2026