Bestiarium Mesopotamicum – Tieromina im alten Mesopotamien

Bestiarium Mesopotamicum ist ein vom FWF gefördertes Kooperationsprojekt am Institut für Orientalistik der Universität Wien, das von Nicla De Zorzi geleitet wird. Das Projekt untersucht den altmesopotamischen Text, der durch seinen Incipit Šumma ālu ina mēlê šakin („Liegt eine Stadt auf einer Höhe“) bekannt ist und der durch Keilschrifttafeln dokumentiert ist, die größtenteils aus dem siebten Jahrhundert vor Christus stammen. Er enthielt ursprünglich mehr als 13.000 Omen, d.h. Konditionalsätze, die ein Zeichen (Protasis) beschreiben, aus dem eine Vorhersage (Apodosis) abgeleitet wird. Z.B.: „Wenn eine Stadt auf einer Höhe liegt, wird das Leben in dieser Stadt nicht gut sein.“ Obwohl große Teile des Textes in neueren Ausgaben verfügbar sind, ist er bisher kaum Gegenstand interpretierender Forschung gewesen. Das Projekt versucht, diese Wissenslücke zu schließen, indem es sich auf die Abschnitte konzentriert, die Omen über das Aussehen und das Verhalten von Tieren enthalten.

Auf philologischer Ebene zielt das Projekt darauf ab, die verfügbaren Ausgaben der Tier-Omen zu aktualisieren und eine Gruppe von bisher unedierten Omen (im Druck und online) zu edieren, die sich auf das Verhalten von Vögeln in verschiedenen Kontexten konzentrieren. Auf der interpretativen Ebene will das Projekt zeigen, dass die Tier-Omen von Šumma ālu nicht als einfache Reflexion des tatsächlichen Tierverhaltens zu verstehen sind, sondern als kulturell konstruiertes Bestiarium, d.h. als Spiegel der menschlichen Gesellschaft.

Das ACDH-CH unterstützt das Projekt durch den Aufbau der Infrastruktur, die zur Bearbeitung, Analyse, Visualisierung und Publikation der Texte gebraucht wird.

Projektleitung

Reinhard Pirngruber, Institut für Orientalistik | Universität Wien

 

Kontakt (ACDH-CH)

Daniel Schopper

 

Finanzierung

FWF 10.55776/P3031

 

Projektlaufzeit

04/2018–11/2022