Das Österreichisches Biographisches Lexikon (ÖBL) ist das einzige groß angelegte Nachschlagewerk zu Lebensläufen und Karrieren wichtiger historischer Persönlichkeiten aus dem gesamten Gebiet der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie sowie der Ersten und Zweiten Republik Österreich. Auf der Basis von ca. 18.000 publizierten und digital verfügbaren Biographien wird eine digitale Umgebung geschaffen, die neue Formen des Zugangs zu den Daten ermöglicht, um empirische Forschung im Kontext verschiedener SSH-Disziplinen (Social Sciences & Humanities) zu betreiben und innovative und interdisziplinäre Forschungsfragen aufzugreifen. All dies wird durch eine solide Mischung modernster Methoden und die Zusammenarbeit zwischen dem ACDH-CH und dem Institut für Stadt- und Regionalforschung (ISR) sowie einer Reihe von externen Partnern ermöglicht.
Unter Nutzung aktueller semantischer Technologien (RDF, SKOS) wird das ÖBL zu einer effizienten Forschungsinfrastruktur ausgebaut, die als Teil der Link Open Data Cloud zugänglich ist. Die Anwendung relevanter Standards (GND, VIAF und andere) ist eine der technologischen Säulen des Projekts. Das Projekt wird in bestehende Infrastrukturen wie DARIAH, CLARIN-ERIC und EUROPEANA eingebettet, wodurch eine maximale Verfügbarkeit der im Projekt produzierten Forschungsdaten gewährleistet wird.
Über eine innovative Plattform erhält das ISR Zugang zu Daten, die es ihm ermöglichen, eine umfangreiche soziale und demografische Analyse von Formen und Mustern der Migration sozialer Eliten unter besonderer Berücksichtigung der politischen Schismen des untersuchten Zeitraums zu entwickeln und zu veröffentlichen. Die Anwendung vergleichender Methoden der histoire croissée, der Kulturtransferforschung, der Netzwerkforschung und der historischen Raumforschung ermöglicht es, neue und detaillierte Einblicke in die soziale Durchdringung europäischer Regionen zu gewinnen (Serendipitätsprinzip).
Zusätzlich zu den SSH-Ergebnissen liefert das Projekt wichtige Ergebnisse in Bezug auf Visualisierungsmethoden für die Analyse historischer Netzwerke, kontrollierte Vokabulare (Ontologien) und arbeitet an verfeinerten Werkzeugen für die Erkennung benannter Entitäten sowie an der Entwicklung semantischer Technologien.
Unter Nutzung moderner Texttechnologie und semantischer Ansätze schlägt das Projekt eine einzigartige Brücke zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften. Es ist als prototypisches und zukunftsweisendes Vorhaben konzipiert, das anhand eines ausgewählten „Werkstücks“ Transdisziplinarität verwirklichen soll.
Die data policy (alle Daten sind unter einer Creative-Commons-Lizenz zugänglich, die Forschungsumgebung ist öffentlich zugänglich) und die Projektstrategien lassen viele Folgeaktivitäten und eine große Wirkung auf die künftige Forschung in einer Reihe verwandter SSH-Disziplinen sowie auf die Verbreitung in den Forschungsgemeinschaften und in der breiten Öffentlichkeit erwarten.
04/2015–03/2020
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