Hintergrund und Problemstellung


Steigende Wohnkostenbelastung und die daraus resultierende Wohnraumgefährdung wurden in den vergangenen Jahren in ganz Europa und auch in Österreich zu einem wachsenden Problem für immer größere Teile der Gesellschaft. Eine der Folgen sind die europaweit nach wie vor hohen Zahlen an obdach- und wohnungslosen Personen, wobei auch in Österreich beinahe 20.000 Menschen betroffen sind – mit signifikanten Dunkelziffern, etwa im Bereich verdeckter Wohnungslosigkeit oder des Überbelags. Wien hat die größte Population an Obdach- und Wohnungslosen mit 11.340 über das Zentrale Melderegister registrierten Personen (Statistik Austria 2023).

Während bisherige Erhebungen in Österreich meist Ausmaß und Profil von Obdach- und Wohnungslosigkeit abbildeten, legen internationale Studien nahe, dass qualitative Daten zu den Perspektiven der von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffenen Personen eine wertvolle Ergänzung zu den ansonsten meist quantitativ angelegten Untersuchungen sein können. So können gerade qualitative Perspektiven sowie detaillierte Einsichten zu den Übergängen zwischen unterschiedlichen Phasen von Obdach-, Wohnungslosigkeit und prekärem Wohnen wertvolle Beiträge für die Erforschung der Bedürfnisse und Problemlagen betroffener Personen leisten. Besonders in Wien mit einem breiten System an Beratungs- und Betreuungseinrichtungen kann eine qualitative Studie zu den Erfahrungen von episodischer Obdachlosigkeit wichtige Erkenntnisse bringen.

Zielsetzung


Im Projekt "Pfade der Wohnungslosigkeit" sollen Verläufe zwischen unterschiedlichen Phasen und Formen der Wohnversorgung, sowie Pfade in, aus und durch unterschiedliche Phasen von Obdach-, Wohnungslosigkeit und prekären Wohnens analysiert werden. Dabei stehen die lebensweltlichen Erfahrungen der Betroffenen in und an den Übergängen zwischen unterschiedlichen Phasen im Vordergrund, um Einsichten zu individuellen Lebenslagen, Bedürfnissen sowie emotionalen und sozialen Lebenswelten zu eröffnen. Es werden folgende Forschungsfragen beantwortet:

  • Wie stellen sich die Übergänge zwischen unterschiedlichen Phasen von Obdachlosigkeit, Wohnungslosigkeit und prekärem Wohnen dar?
  • Wie erleben betroffene Personen diese Übergänge aus der eigenen lebensweltlichen Perspektive?
  • Welchen Beitrag leisten Organisationen aus dem Obdach- und Wohnungslosenbereich in Wien aus der Perspektive der Betroffenen in den jeweiligen Phasen?
  • Wie kann dabei der Übergang in langfristige Wohnversorgung unterstützt bzw. das Abrutschen in harte Formen von Obdachlosigkeit verhindert werden?

Ziel ist es, anhand von biographischen Interviews mit langfristig wohnversorgte Personen ein auf der ETHOS-Light Typologie (Edgar et al. 2007) basierendes Phasenmodell von Obdach-, Wohnungslosigkeit und prekärem Wohnen abzuleiten und so einen konzeptionellen Beitrag zu internationalen Debatten zu leisten. Zudem sollen Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die die sozialarbeiterische Praxis von Obdachlosenorganisationen, die Prävention von Wohnraumverlust und die Gestaltung relevanter Angebote unterstützen.

Datenquellen und Methodik


Die Untersuchung der Verlaufspfade von Obdach- und Wohnungslosigkeit wird mittels biografischen Interviews mit vormals obdachlosen Personen durchgeführt, die in Housing First Programmen oder anderen langfristigen Wohnformen wohnversorgt sind. Im Rahmen des Projektes wird ex post erhoben, wie Pfade in die, durch die und aus der Wohnungslosigkeit verliefen, welche Bedürfnisse bei den Betroffenen in einzelnen Phasen der Wohnversorgung bestanden und welche Services sie dabei in Anspruch nahmen. Die individuellen und strukturellen Faktoren sollen untersucht werden, die zum Verlust von Wohnraum führten, sowie jene Bedingungen, die zu dessen Wiedererlangung beitrugen. Individuelle Lebenslagen, Bedürfnisse sowie mögliche Ansatzpunkte für Prävention bzw. Ermöglichung langfristiger Wohnraumstabilisierung werden untersucht. Ebenso werden Leistungen von und Erwartungen an unterschiedliche Beratungs- und Betreuungseinrichtungen beforscht.

Projektlaufzeit


August 2024 bis Juli 2025

Finanzierung


Dieses Projekt wird von der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) finanziert.