Walter Dostal (1928-2011), o. Prof. an der Universität Wien und wM der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, war einer der bedeutendsten Vertreter der Sozial- und Kulturanthropologie des deutschsprachigen Raumes, der das Fach maßgeblich geprägt und wesentlich zur Entwicklung anthropologischer Theorie beigetragen hat. Er brachte von seinen Feldforschungsaufenthalten im Nahen Osten zwischen den 1960er und 1990er Jahren (Nord- und Südjemen, Oman, Südwest Saudi-Arabien, Golfstaaten, Anatolien) eine umfangreiche Sammlung von Bildmaterial heim, die sich heute am ISA befindet.

Dostals wissenschaftlicher Nachlass besteht aus etwa 70.000 Bildern (Fotos, Dias), zusätzlich zu filmischem Material, Audioaufzeichnungen, Karten und Zeichnungen, die von außergewöhnlichem Wert für die Wissenschaft, Forschung, und die interessierte Öffentlichkeit sind. Das visuelle Material zu Südarabien (etwa 22.000 Bilder aus dem ehemaligen Nord- und Südjemen sowie den angrenzenden Gebieten in Saudi-Arabien und Oman) bildet eine einzigartige ethnografische Dokumentation südarabischer Alltagswelten, Handwerk, Ritual, materieller Kulturen und traditioneller Architekturen von den 1960er bis in die 1990er Jahre, die heute durch Krieg, Armut und Klimawandel bedroht sind und zum Teil bereits unwiederbringlich zerstört oder verschwunden sind. Die UNESCO erkennt den Schutz und die Dokumentation aller Formen des kulturellen Erbes des Jemen als besonders dringend an.

Die Digitalisierung und Aufarbeitung von Walter Dostals visuellem Nachlass ist ein langfristiges Projekt. In einem ersten Schritt sollen 5000 ausgewählte Südarabien-bezogene Bilder digitalisiert, mit technischen und wissenschaftlichen Metadaten versehen und über den Akademiekatalog Academy-CATalogPlus und die Europeana in Open Access online veröffentlicht werden.

Die digitale Sicherung des visuellen Materials, dessen digitale Erfassung, Katalogisierung und Veröffentlichung werden von der Förderausschreibung Kulturerbe Digital zur digitalen Bewahrung und Vermittlung des österreichischen Kulturerbes des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport ermöglicht. Das Förderprogramm ist Teil des österreichischen Aufbau- und Resilienzplans und wird aus EU-Mitteln im Rahmen der Europeana-Initiative finanziert.

Projektleitung: 
Marieke Brandt
 

Projektmitarbeit:
Mehmet Emir, Maria Six-Hohenbalken, Eva Stockinger, Eszter Hárs, Marina Stoilova, Verena Baldwin, Merlin Alkuin Hochmeier

Projektlaufzeit:
01.06.2023 – 31.08.2024

Finanzierung:
Förderprogramm „Kulturerbe Digital“ des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport
Europeana Initiative der Europäischen Union