Das Projekt Algorithmische Imaginationen hat sich auf die Spuren von europäischen Suchmaschinen begeben. Konkret hat es drei alternative Suchmaschinen analysiert: die Privatsphäre-freundliche Suchmaschine Startpage, die peer-to-peer Suchmaschine YaCy und die Open Web Index Initiative, die den Aufbau eines öffentlich/EU-finanzierten Web Indexes als eine Art Backbone unabhängiger Suchmaschinen forciert. Im Mittelpunkt standen dabei Visionen und Werte, welche die Gestaltung von Suchmaschinen leiten, wie diese in Suchtechnologien übersetzt werden und welche Rolle der europäische Kontext dabei spielt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die drei Suchmaschinen-Projekte Werte wie Privatsphäre, Offenheit, Dezentralität und Unabhängigkeit ins Zentrum der Gestaltung ihrer Technologien stellen. Diese Werte sind jedoch nicht starr und unflexibel, sondern fluide, kontextgebunden und veränderbar, eng verschränkt mit der laufenden Entwicklung der Technologien selbst. Diese Flexibilität erlaubt den Projekten eine gewissen „Wertepragmatik“, welche ihnen ermöglicht zu wachsen und nachhaltig(er) zu werden. Weiters wurden „europäische Werte“ sowie breitere Vorstellungen von Europa entlang der Projekte imaginiert und gestaltet. Manche davon, wie Privatsphäre oder digitale Souveränität, wurden in größeren, europäischen Narrativen verankert; nicht zuletzt, um die eigenen Projekte zu verorten und zu promoten.
Gleichzeitig wurden weniger prominente Visionen von Europa entlang der Technikgestaltung geprägt, welche auf Herausforderungen im konkreten europäischen Kontext verwiesen. Das Bild des „bürokratischen Europa“ sei hier insbesondere erwähnt, welches Suchmaschinenentwickler*innen mit schwerfälligen Förderstrukturen und zurückhaltender Start-Up Mentalität verbanden. Darüber hinaus wurden alternative Zukünfte eines pluralistischen Europas entworfen, welche mit technologischer Diversität und Dezentralität verbunden wurden. Ein offener Web Index, zum Beispiel, könnte eine Fülle ganz unterschiedlicher Suchmaschinen, Ranking-Algorithmen und Applikationen ermöglichen. Dies würde einem multikulturellen, diversen und föderalen Europa besser gerecht werden, als global agierende Technologie-Konzerne wie Google, die primär auf Monopolisierung und Kommerzialisierung abstellen.
Der Weg zu einem pluralistischen Europa mit technologischer Diversität und Unabhängigkeit könnte durch folgende Interventionen geebnet werden, wie das Projekt abschließend diskutiert:
Die Ergebnisse dieses Projekts werden, gemeinsam mit zwei weiteren Suchmaschinen-Projekten, in die Habilitation „Algorithmic Imaginaries“ münden. Diese wird zeigen wie Suchtechnologie und Gesellschaft in speziellen ökonomischen, politischen, und kulturellen Umgebungen gemeinsam entstehen; unter besonderer Berücksichtigung des europäischen Kontexts.
-> The European search engine market is heavily dominated by Google. -> In Europe, the call for “digital sovereignty” is getting louder and louder. -> The design of European search engines is linked to different values, but also associated with different ideas of Europe. -> The notion of a pluralistic Europe is related to technological diversity and decentralisation. -> This could be supported with long-term funding, interdisciplinary counsel, and the opening up of data. decentralization
11/2016 - 11/2022
„Algorithmische Imaginationen“ ist ein vom Wissenschaftsfonds (FWF) gefördertes Projekt.