Österreichische Akademie der Wissenschaften http://www.oeaw.ac.at de-at Österreichische Akademie der Wissenschaften Wed, 17 Jul 2024 06:55:02 +0200 Wed, 17 Jul 2024 06:55:02 +0200 Typo3 news-30578 Tue, 16 Jul 2024 12:27:19 +0200 Nanomaterialien bei Zahnimplantaten aus Keramik http://www.oeaw.ac.at/detail/news/zahnimplantate-aus-keramik Was passiert, wenn beim Abrieb von Keramikimplantaten Nanomaterialien ins Gewebe gelangen? Das aktuelle NanoTrust-Dossier beleuchtet Chancen und Risiken von keramischen Zahnimplantaten. Das neue NanoTrust-Dossier Nr. 63 beschäftigt sich mit biokompatiblen Zahnimplantaten aus Keramik, die zunehmend die üblichen Implantate aus Titan ersetzen. Solche metallfreien Materialien zeigen, neben ästhetischen Vorteilen wie etwa Farbechtheit, vor allem eine bessere Gewebeverträglichkeit bei Patient:innen mit Vorerkrankungen oder Metallallergien. Weitere Vorteile sind verbesserte Einheilungschancen in den Knochen und eine längere Lebensdauer.

Allerdings können im Zuge des Einsetzens und Nutzens dieser Implantate technische Nanomaterialien durch Abrieb freigesetzt werden. Zwar sind bisher keine negativen Wechselwirkungen im menschlichen Körper bekannt, dennoch müssen für Zulassungsverfahren innovativer Materialien mögliche Gesundheitsrisiken berücksichtigt und noch näher untersucht werden.

Das aktuelle NanoTrust-Dossier zum Thema gibt eine Übersicht über die Materialeigenschaften von keramischen Zahnimplantaten im Vergleich mit herkömmlichen Implantaten aus Titan und erläutert mögliche Chancen und Risiken bei der Verwendung dieses Werkstoffs in der Zahnimplantologie.

Link
NanoTrust-Dossier "Zahnimplantate aus Keramik - Aufbau, Eigenschaften und mögliche Risiken innovativer Materialien"
Autor:innen: Andreas Breitwieser, Anna Pavlicek, Florian Part, Marius Koppler, Mike Zäuner, Eva-Kathrin Ehmoser, André Gazsó

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news-30378 Thu, 27 Jun 2024 13:57:33 +0200 „Wir müssen Technik als offene Frage sehen, sie ist keine Tatsache“ http://www.oeaw.ac.at/detail/news/wir-muessen-technik-als-offene-frage-sehen Karen Kastenhofer ist neue stellvertretende Leiterin des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW. Dringenden Handlungsbedarf sieht sie aktuell bei den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz und der Klimakrise. In ihrem Antrittsinterview erzählt Kastenhofer, wie sie von der Natur zur Technik kam und was es braucht, um Demokratien zu stärken. Die promovierte Biologin und Wissenschafts- und Technikforscherin erkannte schon früh in ihrer Karriere durch Forschungsarbeit zur Gentechnik-Kontroverse, dass die Meinungen von Expert:innen alleine nicht ausreichen.

Frau Kastenhofer, wie wird man zur Technikfolgenabschätzerin an der ÖAW, obwohl es dafür gar keine Ausbildung gibt?

Karen Kastenhofer: Diese Fragen kann ich nur versuchen zu beantworten, aber ich denke es lässt sich so zusammenfassen: Indem man nie aufhört, Dinge in Frage zu stellen und Wissenschaft als etwas sieht, das reflektiert werden kann und soll. Und ein gewisses Interesse an gesellschaftlichen Problemstellungen und demokratiepolitischen Fragen gehört wohl auch dazu.

Sie sind seit 2007 am ITA, wie haben Sie sich anfangs in diesem Mix aus unterschiedlichsten Disziplinen und Weltanschauungen getan?

Kastenhofer: Ich hatte so viele Fragen (lacht). Aber ich habe gespürt, dass ich hier am richtigen Platz bin, und dass es einen Ort gibt, wo Technikforschung als Hautberuf möglich ist. Natürlich mussten wir uns alle immer wieder zusammenraufen. Mein Selbstverständnis als Technikfolgenabschätzerin musste auch erst wachsen. Ich kannte einzelne Personen vom ITA, aber den Charakter des Instituts musste ich noch kennenlernen. Plötzlich arbeitete ich unter einem neuen Label. Was genau war Technikfolgenabschätzung (TA) aber? Es war schon ein Sprung ins kalte Wasser!

TA beschäftigt sich auch mit der Meinung der Bürger:innen zu Technik und betreibt aktiv Politikberatung. Wie bleibt man da authentisch?

Kastenhofer: Der Umgang mit Technik ist so komplex, wir müssen so vieles hinterfragen: Wie wird Technik gemacht und was macht Technik mit uns? Wie wirkt sich Technik auf unsere privaten Räume aus, wie soll die Politik damit umgehen? Ich sehe hier TA in der Verantwortung, unabhängig davon, ob ein Thema gerade „in“ ist und stark finanziert wird, oder nicht. Wer hat die Kontrolle über Technikentwicklungen? Welche Interessen und Werte, welche Expertise fließt hier ein? Ich will meine Erfahrungen dazu verwenden, Räume für ehrliche Auseinandersetzungen zu schaffen.

Sie sind Biologin. Wie sind Sie von der Natur zur Technik gekommen?

Kastenhofer: Ich habe begonnen, Biologie zu studieren, weil mich die Natur fasziniert hat und ich sie als zutiefst schützenswert erachte. Ich habe Schlamm vom Meeresboden geholt und die 3000 Gefäßpflanzen Österreichs auswendig zu lernen versucht. Das war aber sehr schnell nicht genug, weil ich erkennen musste, dass Naturschutz mehr braucht als bloß die naturwissenschaftliche Expertise. Wenn wir als Menschen nicht miteinander über Möglichkeiten kommunizieren, können wir auch die Natur nicht schützen. Und genau darum geht es in der Technikfolgenabschätzung – zu sagen, Technik wirkt sich auf uns, auf die Umwelt, auf unsere Gesundheit, auf unser Miteinander aus, was braucht es für einen verantwortungsvollen Umgang.

Ich habe mich dann zunehmend auch mit anderen Wissenschaftszweigen beschäftigt, mit interdisziplinärer Forschung und mit den Unterschieden zwischen den Wissenschaftskulturen. Gesellschaftliche Konflikte, insbesondere die Kontroverse rund um die Grüne Gentechnik, haben mich letztlich zur Technikforschung und zur TA gebracht: Ich wurde von der Universität Augsburg für ein Projekt angeheuert. Ziel war es, besser erklären zu können, wie es zu Kontroversen über neue Technologien kommt. Wie kann es sein, dass Meinungen von Expert:innen zu bestimmten Themen diametral auseinander gehen? Bei der landwirtschaftlich genutzten Gentechnik standen sich etwa Molekularbiolog:innen und Ökobiolog:innen gegenüber. Wie kann es sein, dass hier kein Konsens möglich ist? Überraschend war für mich festzustellen, dass es bei Technikkonflikten oft nicht um die Technik selbst geht, sondern um Geschäftsmodelle und die Angst, dass globale Konzerne und deren Lobbys Macht über uns ausüben.

War die Gentechnik-Kontroverse der erste Technikkonflikt, den sie hautnah erlebten?

Kastenhofer: Ein prägendes Erlebnis, das meine gesamte Laufbahn danach beeinflusste, hatte ich bereits Jahre zuvor: Als idealistische, junge Vegetationsökologin betrieb ich Feldforschung für Natura 2000. Meine Aufgabe war es, durch Österreich zu reisen und schützenswerte Biotope aufzulisten. Einmal wurde ich von einem Biologielehrer der örtlichen Schule zu einer Orchideenwiese geschickt – die ansässigen Bauern hatten sie allerdings spontan gemäht und mit Gülle bedeckt. So groß war die Angst, neue Auflagen übergestülpt zu bekommen. Diese Menschen wollten die Umwelt erhalten, aber sie wollten nicht diktiert bekommen, wie das geht. Da erkannte ich, wie wichtig das Soziale, die Kommunikation ist. Hätten wir mit den Menschen dort vorher reden können, wäre es vielleicht nicht zu dieser Aktion gekommen.

Dieses Erlebnis gab mir den Antrieb, „hinter die Wissenschaft“ blicken zu wollen. Ich habe mich dann der interdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung und der Wissenschaftssoziologie gewidmet und mir gemeinsam mit gleichgesinnten Kolleg:innen mein Studium selbst zusammengestellt, was in der 1990er-Jahren mit etwas Zusatzaufwand noch möglich war. Wir wollten Wege finden, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit robust funktionieren kann. Wir haben uns auch gefragt, was für ein Weltbild einem das Studium vermittelt und welches Wertesystem. Wie integriert man, was man erlebt, in seine eigene Identität als Mensch, als Forschende, als Expertin?

Was möchten Sie für das ITA erreichen, bzw. was ist Ihnen in Ihrer neuen Aufgabe besonders wichtig?

Kastenhofer: Die Rolle des ITA sehe ich darin, am Puls der Zeit zu sein, ohne sich von scheinbaren äußeren Zwängen antreiben zu lassen. Offene Fragen zur Digitalisierung werden uns noch lange beschäftigen. Die sich zuspitzende Klimakrise ist ein notwendiger Bezugspunkt praktisch aller unserer Projekte. Wir brauchen rasche, aber auch weise Entscheidungen, wissenschaftliche Expertise, aber auch öffentliche Verständigung und demokratische Aushandlung.

Mir geht es sicher nicht darum, der Öffentlichkeit die Welt zu erklären. Menschen haben ein gutes Gespür dafür, worum es eigentlich geht. Das müssen wir ernst nehmen und darauf aufbauen.  Technologiegestaltung braucht Ehrlichkeit und Transparenz, sie braucht wechselseitiges Zuhören und gemeinsame Diskussion. Und letztlich sind auch Konflikte und Interessensabwägungen angesagt. Das ist unangenehm, es lässt sich aber nicht vermeiden. TA braucht daher nicht nur wissenschaftliche Expertise, sondern auch engagierte Bürger:innen und starke Demokratien. Das eine ist ohne das andere eigentlich nicht zu denken. Hier konstruktiv mitzuwirken sehe als meinen Auftrag.

Bio Karen Kastenhofer

Karen Kastenhofer, geboren 1974 in Wien und aufgewachsen in Niederösterreich, ist seit 2007 am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Arbeitsbereich „Governance kontroverser Technologien“ beschäftigt. Sie ist Gründungsmitglied der Austrian Association for Science and Technology Studies (STS Austria) und Mitglied des Editorial Board von „TATuP – Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis.“ Mit 1. Juni löste sie Datenschutzexperten und ITA-Gründungsmitglied Walter Peissl als stellvertretende Direktorin ab.

Links

ITA-Projekte
Neue Anwendungen von Gentechnik bei Tieren, Algen und Mikroorganismen
5G und Gesundheit
Von der ‚Naturphilosophie' zur ‚Lebenswissenschaft'
TEK - Techno-epistemische Kulturen der Lebenswissenschaften
SYNENERGENE

Bio und Publikationsliste

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news-30352 Tue, 25 Jun 2024 13:53:05 +0200 Wie gefährlich sind Nano-Technologien? http://www.oeaw.ac.at/detail/news/gazso-nanokommission-angelobung-2024 „Wenn wir mit Nanotechnologien umgehen, braucht es Risikomanagement und vor allem Transparenz " – Gesundheitsminister Rauch ernennt Risikoforscher André Gazsó zum dritten Mal in Folge zum Vorsitzenden des nationalen Nano-Beratungsgremiums Die Nanoinformationskommission (NIK), seit 2013 das offizielle Beratungsgremium zu Fragen der Sicherheit von Nanomaterialien und Advanced Materials für das Gesundheitsministerium, bringt das Who is Who der österreichischen Nanoszene an einen Tisch, um über so wichtige Themen wie Verbraucher:innenschutz, Arbeitsplatzsicherheit oder Chemieregulierung zu diskutieren.

Risiko als Bestandteil wahrnehmen

André Gazsó, seines Zeichens Risikoforscher am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW, kann gemeinsam mit seiner Stellvertreterin, Eva-Kathrin Ehmoser (BOKU Wien), auf eine erfolgreiche zweite Amtszeit zurückblicken: "Bisher ist es uns gelungen, Transparenz und Überparteilichkeit zu schaffen, wenn es um Nanosicherheit geht. In der NIK treffen sich hochrangige Vertreter:innen der österreichischen Nanoforschung und Regulierung, um die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich zu diskutieren und zu bewerten. So können wir die Sicherheit für Konsument:innen und Arbeitnehmer:innen laufend verbessern. Besonderes Augenmerk wird in der NIK auch auf die aktuellen Entwicklungen im Bereich Standardisierung und öffentliche Risikokommunikation gelegt. Über unsere Web-Plattform “nano-information.at“ können wir transparent über Nanomaterialien und Advanced Materials kommunizieren. Die Politik hat auf diese Weise die Möglichkeit, auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Forschung zu bleiben und Potenziale auszuloten."

Gesellschaftliche Auswirkungen beachten

Neben seiner Tätigkeit am ITA ist Gazsó auch als Lecturer an der BOKU und Leiter eines Lehrgangs am Austrian Standards Institute aktiv: „Beim Thema Nanotechnologien geht es viel um Unsicherheit und darum, wie wir als Gesellschaft mit neuen technologischen Entwicklungen umgehen. Durch das Projekt NanoTrust, das ich leite und das seit 2007 aktiv ist, bin ich immer tiefer in den Bereich Risikomanagement gekommen. Nun konnten wir auch gemeinsam mit dem Austrian Standards Institute einen Lehrgang zum zertifizierten Risikomanager implementieren.“ Am 24. Juni wurde André Gazsó im Gesundheitsministerium von Bundesminister Johannes Rauch erneut zum Vorsitzenden ernannt. Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Eva-Kathrin Ehmoser, der Leiterin des Instituts für Synthetische Bioarchitekturen an der BOKU, wird er die Kommission nun bis 2028 weiterführen.

In der Kommission sitzen Vertreter:innen der Sozialpartner neben Wissenschafter:innen der ÖAW und vieler österreichischer Universitäten sowie Vertreter:innen von Ministerien und Behörden. „Diese Vielfalt ist so wesentlich, weil es so viele verschiedene Aspekte im Bereich Nano gibt. Es gibt ja nicht die eine 'Nanotechnologie'. Dahinter verbergen sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Verfahren, Techniken und Methoden, die für verschiedene Wirtschafszweige und auch im Alltag relevant sind", betont Gazsó.

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news-30325 Mon, 24 Jun 2024 13:45:20 +0200 Pionier der Privatsphäre http://www.oeaw.ac.at/detail/news/pionier-der-privatsphaere Walter Peissl, Gründungsmitglied des ITA und nun stellvertretender Leiter im Ruhestand, spricht in seinem Abschieds-Interview über Festnetztelefone, sein Lebenswerk als Datenschutzexperte, und 36 Jahre Einsatz für die Technikfolgenabschätzung. 36 Jahre…

Walter Peissl: Ja, am 11. April 1988 habe ich angefangen.

Da müssten wir jetzt eigentlich ein Buch anlegen, „The Peissl Archives“.

Peissl: Es gibt ja Publikationslisten (siehe unten, Anm.) und den Text über „30 Jahre ITA“, da findet man so einiges auch über meine Arbeit.

Und was finden Sie, wenn Sie zurückschauen?

Peissl: Ich denke daran, wie weit wir gekommen sind. Als Gruppe von Idealisten haben wir begonnen, fünf andere Forscher und ich, darunter auch der erste Leiter unserer „Forschungsstelle für Technikbewertung“, wie sie damals hieß, Ernest Braun. Nun sind wir beratend im österreichischen Parlament tätig und international mit dem European Parliamentary Technology Assessment (EPTA) Netzwerk und anderen Kooperationen so gut vernetzt wie es auf europäischer Ebene möglich ist.

Ich denke aber auch an die Freunde und Freundinnen, die ich gewonnen habe, an Australien-Trips und Auftritte vom Kollegium Kalksburg.

Genau das war ja immer Ihr Markenzeichen: Der Forscher, der immer Mensch blieb.

Peissl: Ich glaube nicht daran, dass man sich im Leben nur einer Sache verschreiben sollte. Es gibt zu viel Schönes, das sich lohnt, gelebt zu werden. So bereichert sich für mich auch meine Arbeit, denn mir ging es auch in meiner Forschung immer darum, den Menschen im Mittelpunkt zu haben: Ob bei Fragen des Konsument:innenschutzes, der Privatsphäre oder der Sicherheit am Arbeitsplatz.

Wissenschaft und Politikberatung – darüber wurde ja zuletzt viel diskutiert in Österreich. Wie haben Sie diese Verbindung erlebt?

Peissl: Für mich ist Technikfolgenabschätzung (TA) in ihrer ursprünglichen Form, nämlich immer mit dem Auge auf Menschen, Umwelt und eben Politik, nicht ohne Politikberatung denkbar. Die passiert meistens in Parlamenten aber auch in Ministerien, auf EU-Ebene usw. Vorgemacht hatten es uns ja die USA, und wir aus dieser 1. Generation, haben das als so spannendes Modell empfunden, dass wir gesagt haben: Das tun wir einfach! Trotz mancher Widrigkeiten am Anfang, war es ein Konzept, für das wir gebrannt haben.

Wir haben dann 1991 bei der bisher einzigen parlamentarischen Enquete-Kommission „Technikfolgenabschätzung am Beispiel der Gentechnologie“, die im Vorfeld der Entscheidung zum Gentechnikgesetz mehrere Monate lang abgehalten wurde, erstmals im Parlament gearbeitet. Abgeordnete aller fünf Fraktionen waren da dabei! Der große Sprung in Richtung Parlament kam aber erst mit dem jetzigen Direktor Michael Nentwich. Nach jahrelanger Vorbereitungsarbeit bekamen wir 2017 endlich den ersten Vertrag für eine Arbeitsgruppe gemeinsam mit dem AIT. Die zweite Ausschreibung hat das ITA exklusiv gewonnen. Für mich ist das ein Ankommen nach einem drei Jahrzehnte langen Prozess. Dafür braucht es einen langen Atem und sehr viel Geduld.

Geopolitische Konflikte brennen – wie ist es da derzeit um die Technikfolgenabschätzung bestellt?

Peissl: In Europa sehe ich eine sehr gute Entwicklung: EPTA ist nach wie vor eine starke Stimme für globale Bemühungen, das STOA-Gremium ist unser Draht ins EU-Parlament. Entwicklungen sind natürlich global, KI ist überall KI, aber im Globalen Süden etwa haben wir andere Arbeitsweisen und Problemlagen. Die geopolitische Situation mit China ist ebenfalls zu diskutieren: Kann man in einem nicht-demokratischen System TA machen? Wichtig wäre, Australien für GlobalTA zu gewinnen, denn dort herrschen andere Perspektiven auf den Klimawandel.

Ihr Thema war und ist Datenschutz und Privatsphäre. Dazu sind Sie in den Medien ein bekanntes Gesicht. Vor kurzem wurden sie sogar zum Mitglied des KI-Beirats der Bundesregierung berufen. Wie steht es derzeit um den Datenschutz?

Peissl: Es gab eine Konjunktur, um das Interesse von Privatsphäre und Datenschutz auszuloten, als Vorbereitung auf eine Datenschutz-Grundverordnung. Da konnten wir viel von unserer Arbeit in die Projekte einbringen, etwa beim Projekt SurPRISE. Jetzt geht es eher um konkrete Anwendungen von Systemen oder Software. An diesem Prozess ist TA weniger beteiligt. Im Moment arbeiten wir mehr zu gesellschaftlichen Aspekten von Künstlicher Intelligenz aber auch Nachhaltigkeit und sozialer Fairness. Themenschwerpunkte ändern sich, auch auf EU-Ebene, daher ist es gut, dass wir am ITA breit und interdisziplinär arbeiten.

Welche Fragen waren für Sie für die technische Entwicklung in Österreich wesentlich?

Peissl: 1988 habe ich eine Studie gemacht zur Frage: Wird interne Datenübertragung durch eine digitale Nebenstellenanlage bewerkstelligt? Oder soll es über LANs mit Ethernet laufen? Dabei haben wir entdeckt, dass es nicht die Technik ist, sondern dass es ganz oft darum geht, wer in einer Organisation mehr Macht hat. Die EDV-Abteilung war früher weniger wichtig als die Hausbetriebsstelle, denn dort wurde die Telefonanlage verwaltet. Das war eine wesentliche Lernerfahrung: Wichtig für die Durchsetzung ist im Endstadium oft nicht die Technik, sondern es sind die gesellschaftlichen und außertechnischen Implikationen. Das ist Summa Sumarum Technikfolgenabschätzung

Eine weitere Entwicklung, die mir einfällt, war auch die Größe der Handys: Zuerst wollten alle ein immer kleineres Handy, bis man einsah, es gibt da einen Abstand von A nach B, nämlich vom Ohr zum Mund, der im Schnitt abschätzbar ist und der immer gleich bleiben sollte – die Handys wurden wieder größer. Jetzt gibt es Bluetooth Headsets, jetzt sind Smartphones noch größer geworden.

Ich kenne Sie als jemand, der einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Sehen Sie das als Hauptmotivation für Ihr Lebenswerk?

Peissl: Ja. Das Thema Gerechtigkeit ist ein Grundpfeiler von TA. Wenn wir alle Menschen als gleichwertig empfinden und es gibt trotzdem Unterschiede, müssen wir untersuchen, woher die Unterschiede kommen: Oft kommen sie durch unterschiedliche Interessen und Gestaltungen in Wirtschaftssystemen. Man darf fragen und wird nicht unwissenschaftlich, wenn man behauptet, dass Kapitalismus Ungleichheit fördert. Das ist inzwischen auch zig-fach nachgewiesen. Auch wenn ich sehe, dass fünf große Tech-Firmen aus den USA ganz viele Länder beeinflussen über Tools, die sie bereitstellen, und die ein gewisses globales Verhalten generieren, ist das nicht unwissenschaftlich.

Ich werde mir selbst aber nichts zuschreiben. Ich werde immer dem jeweiligen Team alles zuschreiben. Darum war es mir auch immer wichtig, dass wir Leute haben, mit denen wir gut zusammenarbeiten. Mein Anliegen war immer, nach bestem Wissen und Gewissen vernünftige Argumente zu bringen, warum was wie aus unserer Sicht aussehen soll. Wir haben in Österreich eine Verfassung, Grundrechte und viel Wissen um Nachhaltigkeit und Klimawandel. Wir können mit gutem Gewissen sagen: Wir waren immer am Puls dessen, was als wissenschaftliche Basis da ist. Wir haben nie aktivistisch agiert, sondern faktisch.

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news-30326 Mon, 24 Jun 2024 13:40:00 +0200 Walter Peissl - unglaubliche 36 Jahre für die Technikfolgenabschätzung http://www.oeaw.ac.at/detail/news/walter-peissl-unglaubliche-36-jahre-fuer-die-technikfolgenabschaetzung "Gemeinsam konnten wir viel erreichen, denn wir haben uns ergänzt.“ – Eine Würdigung zum Ruhestand von Dr. Walter Peissl von ITA-Direktor Michael Nentwich Mit Walter Peissl geht eine Ära am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW zu Ende. Er war und ist ein Technikfolgenabschätzer ohne Wenn und Aber – ein Role Model unserer Zunft. Ohne Berührungsängste mit anderen Denkweisen, Perspektiven, Disziplinen. Mit viel Fingerspitzengefühl, wie man wann – wem – was kommuniziert. Mit einer gehörigen Portion Skepsis und kritischem Zugang, aber ohne Parteilichkeit. Er hat den schwierigen Spagat geschafft, die Distanz zur Politik aufrechtzuerhalten und doch engagiert zu sein, wissenschaftlich zu argumentieren, aber nicht der Konfrontation auszuweichen.

Dr. Walter Peissl, stellvertretender Direktor des ITA, verabschiedete sich in den Ruhestand. Er hat sich mit Hingabe über drei Jahrzehnte der Technikfolgenabschätzung gewidmet.

Walter Peissl war als einer der allerersten Mitarbeiter der Forschungsstelle für Technikbewertung (FTB), dem Vorläufer des ITA, praktisch von Anfang an maßgeblich an der Etablierung der Technikfolgenabschätzung in Österreich beteiligt. 1990 wurde er stellvertretender Leiter. In seiner Zeit entwickelte sich das Institut von einer kleinen, hoch motivierten Forschungsgruppe zu einer hochprofessionellen, wissenschaftlichen Forschungseinrichtung mit etwa 25 Mitarbeiter:innen. Da mittlerweile alle anderen Mitglieder der ursprünglichen Gruppe (bis auf den Autor dieser Zeilen) entweder andere Wege eingeschlagen haben oder selbst pensioniert wurden, war Walter bis vor wenigen Tagen das lebendige institutionelle Gedächtnis. Er, der beim Gründervater der Technikfolgenabschätzung in Österreich und ersten Leiter, Ernest Braun, gelernt hat, durch die Schule des Politikberatungsprofis und zweiten Direktors, Gunther Tichy, gegangen ist und alle Höhen und Tiefen der Institutswerdung und -verstetigung miterlebt und mitgestaltet hat, hinterlässt uns ein großes Erbe.

Walter Peissl steht stellvertretend für das Grundrecht auf Privatsphäre

Es ist unbestritten, dass Walter Peissl als Forscher trotz vieler sonstiger thematischer Ausflüge in erster Linie für das Thema Schutz der Privatsphäre steht. Neben der Verbreitung des Gedankens, dass jede neue Technik unbedingt vor ihrem Einsatz auf Nutzen und Risiken für die Gesellschaft durchleuchtet werden muss, kann man das Thema Privatsphäre mit Fug und Recht als sein Lebenswerk bezeichnen. Er war viele Jahre das Gesicht zum Begriff Privacy, vor allem in Österreich. Die, die sich heute um das Thema bemühen, stehen in gewisser Weise auf seinen Schultern. Das ist ein großer Verdienst, auch wenn der Kampf um den Schutz dieses demokratiepolitisch wertvollen Grundrechts noch lange nicht vorbei ist.

Als Erster auf internationalem Parkett

Auch das internationale Renommee des Instituts hat er mitaufgebaut, war er doch seit 1993 der Vertreter des ITA im Rahmen von European Parliamentary Technology Assessment (EPTA) und gründete 2004 das deutschsprachige Netzwerk Technikfolgenabschätzung (NTA) mit. Weiters war er aktiv an etlichen EU-Projekten beteiligt und hat damit die fachliche und soziale Vernetzung des Instituts mit der TA-Community befördert.

Walter Peissl hat im Laufe seiner 36 Jahre am Institut insgesamt 77 Projekte durchgeführt, viele davon selbst geleitet. Diese Projekte sprechen zu praktisch allen Themenbereichen des Instituts über die Jahrzehnte, mit einem Schwerpunkt im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien. Er hatte, als echter „TAler“, keine Scheu davor, sich immer wieder in ein neues Thema einzuarbeiten und Interdisziplinarität zu leben. Auch an Veröffentlichungen ist in drei Dutzend Jahren viel zusammengekommen: eindrucksvolle 300 Einträge in der ITA-Publikationsdatenbank und fast 200 Vorträge.

Eine Zukunft mit KI

Vollständig zurückziehen wird sich Walter natürlich nicht: Gerade erst wurde er  etwa in den KI-Beirat der österreichischen Bundesregierung berufen. Als Kollegen am Institut, der jederzeit für alles ansprechbar war, als Inputgeber in laufende Projekte, als Akquisitor neuer Projekte und Aufträge, als umsichtigen stellvertretenden Institutsleiter jedoch werden wir ihn vermissen. Wir feierten seinen Abschied so, wie es sein soll: im Kreis von Weggefährt:innen und Kolleg:innen aus dem In- und Ausland, die teils zu Freunden wurden, und sogar im Beisein unseres wissenschaftlichen Beirats. In etlichen Reden, musikalischen und kabarettistischen Einlagen wurde Walters Lebenswerk im Dienst der Technikfolgen-Abschätzung ausführlich gewürdigt.

Autor: Michael Nentwich
19. Juni 2024

 

Links
Walter Peissl im Web
KI-Beirat

 

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news-30327 Sun, 23 Jun 2024 14:57:00 +0200 AGIDE final conference: "Narratives of Digital Ethics" https://www.oeaw.ac.at/detail/veranstaltung/was-roboterhunde-und-moralmaschinen-mit-digitaler-ethik-zu-tun-haben On June 27/28, experts from all over the world will explore the question of how differences in approaches to digital ethics can be explained. Highlights include the Boston Dynamics' robot dog "spot" and a public presentation of the world-famous “Moral Machine” experiment by Edmond Awad. www.oeaw.ac.at/agide/activities

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news-29935 Fri, 17 May 2024 11:47:50 +0200 Spiel mit! Besuche uns am 24. Mai auf der Langen Nacht der Forschung an der ÖAW http://www.oeaw.ac.at/detail/news/ita-lange-nacht-der-forschung-an-der-oeaw Welche Folgen hat neue Technik für uns? Was hat das mit Kartenspielen zu tun? Komm uns in der Aula der ÖAW besuchen, dreh das Rad und finde es heraus! Am Freitag, 24. Mai um 17 Uhr geht es los! Die Lange Nacht der Forschung ist auch dieses Jahr wieder an der ÖAW zu Gast. Gefeiert wird mit zahlreichen Science Talks, Chor-Auftritten und natürlich gibt es wieder viel auszuprobieren. Spiel mit beim ITA-Stand! Dreh das Rad und finde heraus, wie Technik sich auf Dich auswirken kann.

Bei unserem neuen Kartenspiel, das wir in liebevoller Handarbeit selbst gestaltet haben, kannst Du Deine Mitspieler:innen mit der besseren Karte ausstechen und gleichzeitig all die Themen kennenlernen, mit denen sich die Wissenschaft der "Technikfolgenabschätzung" beschäftigt. Beim Rad erfährst Du, warum wir zu Handy-Standortdaten genauso forschen, wie zu Umweltverschmutzung, und kannst Dir den Joker erdrehen, um deine eigenen Ideen ins Spiel zu bringen.

ChatGPT serviert Geschichten nach unserem Geschmack, Stimme und Bild gibt es KI-generiert. Ob Lebensmittelverschwendung, Künstliche Intelligenz oder Gentechnik - Technik hat Folgen! Unsere Station bietet Dir einen spielerischen Zugang, um sich damit auseinander zu setzen.

Besuche uns in der Aula der ÖAW - unser Stand ist von 17 bis 23 Uhr geöffnet.
Wo: Dr. Ignaz-Seipel-Platz 2, 1010 Wien

Das volle Programm mit Science Talks und Live-Auftritten findest Du hier

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news-29795 Tue, 30 Apr 2024 21:56:40 +0200 ITA-Konferenz: Neue Technologien erfordern neue Forschungsmethoden http://www.oeaw.ac.at/detail/news/ita-konferenz-neue-technologien-erfordern-neue-forschungsmethoden Was für Wissen macht Technikfolgenabschätzung zu dem, was sie ist? Und wie muss sich die Forschung weiter entwickeln, wenn es die Technik tut? Am 3. und 4. Juni findet in Wien die TA24 statt. Diesmal steht die jährliche Konferenz des ITA ganz im Zeichen der Methodenvielfalt. „So wie sich Technik verändert, verändert sich auch die Art, wie Wissen darüber gesammelt und aufbereitet wird. Denken wir nur an die Möglichkeit, technische Entwicklungen in Reallaboren zu erproben oder Technikzukünfte mit dem Computer zu modellieren“, betont Michael Ornetzeder vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW, der die diesjährige Konferenz gemeinsam mit einem Team organisiert.

Zum Programm und zur Anmeldung geht es hier.

Forschung zu Technikfolgenabschätzung (TA) passiert auf vielen verschiedenen Ebenen. Dazu gehören Multi-Disziplinarität, wenn etwa Soziolog:innen an der Seite von Ingenieur:innen forschen, Beteiligungsverfahren, bei denen verschiedene Gruppen und Organisationen, manchmal auch Bürger:innen, eingebunden sind, aber z.B. auch Analysen von KI-gestützten Technologien. TA ist auch für die Öffentlichkeit und die Politik relevant. Eine verantwortungsvolle, ethisch vertretbare Technikentwicklung, die unsere Grundrechte nicht verletzt, steht dabei im Zentrum vieler TA-Studien.

Podiumsdiskussion und Workshops statt Keynotes

Die ITA-Konferenz startet diesmal bereits am Montag, den 3. Juni 2024, mit zwei Workshops – u.a. zur Nachhaltigkeitsbewertung im Lebensmittelsystem – und dem traditionellen Jahrestreffen des Netzwerks Technikfolgenabschätzung (NTA), dem neben österreichischen TA-Praktiker:innen auch solche aus Deutschland und der Schweiz angehören. Am 4. Juni gibt es zum Auftakt statt der sonst üblichen Keynotes eine Podiumsdiskussion zum Thema „Trends und Entwicklungen bei TA-Methoden“. Mit dabei sind Armin Grunwald (ITAS), Clemens Mader (OST – Ostschweizer Fachhochschule), Kerstin Meyer (Institut Arbeit und Technik) und Karen Kastenhofer (ITA-ÖAW), es moderiert Walter Peissl (ITA-ÖAW).

Übrigens –aller guten TA-Veranstaltungen sind drei: Neben dem NTA-Jahrestreffen und der ITA-Konferenz feiert auch noch das Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften (ISR) der BOKU am 5. Juni Dreißig Jahre Risikoforschung mit einem Symposium zum Thema "Gestalten von Technologien in komplexen Systemen". Hierzu möchten wir Sie ebenfalls herzlich einladen.

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news-29666 Mon, 22 Apr 2024 11:01:49 +0200 KI und Demokratie - Neue Bildungskonzepte für Schulen und Unis http://www.oeaw.ac.at/ita/projekte/aid Der Einsatz von KI-basierten Technologien braucht auch neue Bildungskonzepte. Das Projekt A.I.D will Lehrpersonal an Schulen und Unis im Umgang mit KI unterstützen. News Startseite_DE OpenTA Stefan Strauß news-29665 Mon, 22 Apr 2024 10:57:08 +0200 Fair AI - Die Entwicklung von KI-Systemen fördern http://www.oeaw.ac.at/ita/projekte/fair-ai Dieses FFG Leitprojekt hat das Ziel, kleinen und mittleren Unternehmen die Implementierung des AI-Acts zu erleichtern und Risiken zu minimieren. Es adressiert die Forschungslücke, die in Österreich im Hinblick auf die Anwendung des europäischen AI-Acts noch existiert. News Startseite_DE OpenTA Jaro Krieger-Lamina news-29551 Tue, 09 Apr 2024 14:20:44 +0200 Gefährden Soziale Medien die Demokratie? Stefan Strauß im ÖAW-Podcast Makro Mikro https://soundcloud.com/makro-mikro/sind-soziale-medien-eine-gefahr-fur-die-demokratie Stefan Strauß vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW spricht mit Lea Zauner über die Gefahren von Sozialen Medien für die Demokratie. In einer Stellungnahme der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wurden die Potenziale und Probleme von Social Media für die Demokratie analysiert und daraus Empfehlungen für die Politik abgeleitet. News Startseite_DE OpenTA Stefan Strauß news-29385 Wed, 20 Mar 2024 11:31:16 +0100 Politikberatung in der Krise http://www.oeaw.ac.at/detail/news/politikberatung-in-der-krise In plötzlichen Krisen herrscht viel Unsicherheit, trotzdem braucht es schnelle Entscheidungen. Alexander Bogner und sein Team beleuchteten anhand von Beispielen aus Österreich, Deutschland und Großbritannien wie eine gute Politikberatung in Krisenzeiten aussehen soll. Während der COVID-19-Pandemie mussten Regierungen ihre Entscheidungen unter großer Unsicherheit und Nichtwissen treffen. Im Rahmen des politischen Krisenmanagements erhielt die Wissenschaft eine zentrale Bedeutung. Sie musste unter Hochdruck Daten generieren und robuste Erkenntnisse produzieren, um politische Entscheidungen zu informieren.

Wie aber kann Politik in solch komplexen Krisensituationen bestmöglich beraten werden? Was kann die Wissenschaft in unübersichtlichen Situationen leisten? Im KIRAS-Projekt "Epistemische Sicherheit – Zur Rolle wissenschaftlicher Expertise in chronischen Krisen" analysierten Alexander Bogner und sein Team vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW, wie wissenschaftliche Politikberatung gestaltet werden kann und was es für Ressourcen braucht, um Vertrauen zu fördern und Transparenz zu schaffen. Dazu wurden bisherige Erfahrungen in Österreich, Deutschland und Großbritannien miteinander verglichen.

Besonders wichtig sei es u.a., so die Forscher:innen, politische Entscheidungen nicht zur Gänze von der Wissenschaft abhängig zu machen und auch die Bevölkerung einzubinden.

Download ITA-Dossier Nr.74, "Wie sieht gute Politikberatung in Krisenzeiten aus?" (PDF, 2 Seiten)

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news-29351 Mon, 18 Mar 2024 11:42:21 +0100 Biotechnologie - Chance für den Klima- und Naturschutz? http://www.oeaw.ac.at/detail/news/biotechnologie-chance-fuer-den-klima-und-naturschutz Die Verwertung von Biomasse zur Erzeugung von Energie, Chemikalien oder Produkten soll dabei helfen, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu beschleunigen. Im neuen ITA-Dossier erklärt Niklas Gudowsky, dass es dafür eine nachhaltige Bioökonomie braucht. Die wachsenden Anwendungen von Biotechnologie wecken immer höhere Erwartungen: Sie soll zum Klima- und Ressourcenschutz beitragen, u.a. indem sie neue Formen der Produktion von Biomasse, Nahrungsmitteln und Energie ermöglicht.

Die Herausforderung dabei ist, dass industrielle Biotechnologie oft selbst hohe Mengen an Energie und Ressourcen wie Wasser, benötigt. Im Projekt "Zukunft Bio-ÖK", in Auftrag gegeben vom deutschen Umweltministerium, entwickelten Expert:innen und Stakeholder Handlungsoptionen zur Zukunft der Biotechnologie in einer nachhaltigen Bioökonomie.

"Biotechnologie bietet viele Möglichkeiten, etwa bei der Lebensmittelerzeugung oder beim Recycling von Plastik. Die Gefahr besteht allerdings darin, Probleme unserer Zeit wie Ressourcenmangel oder wachsenden Plastikmüll durch neue Technologien 'lösen' zu wollen, anstatt tiefer greifende Maßnahmen durchzusetzen", fasst Gudowsky die Ergebnisse zusammen.

Download: ITA-Dossier Nr.76, Biotechnologie - Chance für den Klima- und Naturschutz? (PDF, 2 Seiten)

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News Startseite_DE OpenTA Niklas Gudowsky-Blatakẽs
news-29348 Mon, 18 Mar 2024 10:55:46 +0100 Solarstrom im Netz http://www.oeaw.ac.at/detail/news/solarstrom-im-netz Erneuerbare Energien erfordern neue Lösungen für unser Stromnetz. Michael Ornetzeder und sein Team haben verschiedene Ansätze näher untersucht, ihre Empfehlungen gibt es im neuen ITA-Dossier zum Nachlesen. "Wir erleben gerade einen massiven Ausbau dezentraler Photovoltaik-Anlagen. Für die Verbraucher:innen bedeutet das, dass ein Teil ihres Stroms in unmittelbarer Nähe erzeugt wird, und nicht über weite Strecken transportiert werden muss. Auf der anderen Seite braucht es nun aber neue Maßnahmen um den Strom aus diesen lokalen Anlagen zu speichern und in die regionalen Stromnetze zu integrieren", erklärt Ornetzeder, Energieexperte am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW.

PV-Anlagen würden sich derzeit so schnell verbreiten, dass unser klassisches Stromnetz mit der Integration nicht nachkommt. "Deswegen greifen viele dann auch zur PV-Batterie, um ihren Strom zu speichern. Dies hat aber im Vergleich zu anderen Maßnahmen deutliche Nachteile, beispielsweise seien solche Batterien teuer und nicht gerade umweltfreundlich", betont Ornetzeder, der gemeinsam mit seinen ITA-Kollegen Steffen Bettin und Titus Udrea verschiedene Optionen der PV-Netzintegration miteinander verglichen hat.

Was noch getan werden muss, um den Solarstrom aus Kleinkraftwerken besser nutzbar zu machen, erklärt Ornetzeder im neuen ITA-Dosser Nr. 75, "Solarstrom im Netz" (Download PDF, 2 Seiten).

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News Startseite_DE OpenTA Michael Ornetzeder
news-29190 Thu, 29 Feb 2024 14:13:43 +0100 Neue Parlamentsstudie zu generativer KI und Demokratie http://www.oeaw.ac.at/detail/news/neue-parlamentsstudie-zu-generativer-ki-und-demokratie1 Künstliche Intelligenz beeinflusst bereits die Gesellschaft. Inhalte werden ohne menschliches Zutun erstellt und im Netz verbreitet. Das österreichische Parlament hat das ITA damit beauftragt, den Einfluss von generativer KI auf demokratische Systeme in einer Studie zu analysieren. Demokratische Systeme sind nicht starr, sie befinden sich kontinuierlich im Wandel. Neue Technologien verändern unseren Informationsfluss, globale Ereignisse beeinflussen die Politik. Selten aber war der Wandel so stark spürbar, wie jetzt. Die sogenannte generative KI kann bereits eigenständig neue Inhalte in hoher Qualität erstellen, und verbreiten. Chatbots oder Deepfakes eröffnen auch ganz neue Möglichkeiten für die Manipulation von Informationen und die Beeinflussung der öffentlichen Meinung.

Der Beirat für Foresight und Technikfolgenabschätzung des österreichischen Parlaments hat in diesem Zusammenhang das Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW mit einer Kurzstudie zu den möglichen Auswirkungen von neuen KI-Anwendungsformen auf Gesellschaft, Politik und Demokratie beauftragt. Die Abgeordneten wollen wissen, wie die Demokratie mit den neuartigen Möglichkeiten umgehen kann, die sich aus den Anwendungen von generativer KI ergeben, und wie solche Manipulationen überhaupt erkannt werden können.

Die vom Parlament in Auftrag gegebene Kurzstudie wird Themen wie digitale Souveränität, hybride Bedrohungen, KI-Cyberkriminalität und Optionen für den Umgang mit KI erörtern. Auf Wunsch der Abgeordneten sollen dabei insbesondere die problematischen Aspekte von Deepfakes für Einzelpersonen angesprochen werden, darunter auch die Frage einer mögliche Diskreditierung oder sogar Erpressung von politischen Amtsträger:innen. In der Studie soll aber nicht nur nach den Risiken für die politische Meinungsbildung und den öffentlichen Diskurs gefragt werden, sondern auch mögliche Chancen und Visionen für die Demokratie erörtert werden.

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News Projektnews Startseite_DE Michael Nentwich
news-29157 Tue, 27 Feb 2024 12:14:41 +0100 Hass im Netz: ÖAW sieht in Sozialen Medien Gefahr für Demokratie https://www.oeaw.ac.at/news/hass-im-netz-oeaw-sieht-in-sozialen-medien-gefahr-fuer-demokratie-in-oesterreich-1 Neue Stellungnahme warnt vor Meinungsmanipulation und Polarisierung. Akademie empfiehlt Reform der Medienförderung, Ethikrat und Digitalen Ordnungsruf für Politik. News Startseite_DE Stefan Strauß news-28991 Tue, 13 Feb 2024 13:56:49 +0100 Der Künstliche Enkel: Betrugsmaschen im Zeitalter von KI https://www.oeaw.ac.at/news/der-kuenstliche-enkel-betrugsmaschen-im-zeitalter-von-ki Betrugsmaschen haben durch KI neue Dimensionen erreicht. Die Stimmen geliebter Menschen können imitiert und so hohe Geldsummen erpresst werden. ITA-Experte Stefan Strauß gibt im ÖAW-Interview Tipps, wie man sich davor schützen kann. News Startseite_DE OpenTA Stefan Strauß news-28930 Tue, 06 Feb 2024 12:26:02 +0100 Zwischen Krisenmanagement, ChatGPT und Politikberatung http://www.oeaw.ac.at/detail/news/zwischen-krisenmanagement-chatgpt-und-politikberatung Das Parlament verlängert seine Zusammenarbeit mit dem ITA. Alexander Bogners Expertenteam legte die erste umfassende Corona-Studie vor. ChatGTP erschüttert Wissenschaft und Bildung. Künstliche Intelligenz hat auch soziale Folgen. Die erste Pressekonferenz des Jahres im neu renovierten österreichischen Parlament stand im Zeichen der Zusammenarbeit zwischen dem ITA und dem Parlament. ITA-Direktor Michael Nentwich sprach gemeinsam mit Wolfgang Sobotka, Präsident des österreichischen Nationalrats, zur Presse. Viel Aufmerksamkeit in den Medien erhielt der Soziologe Alexander Bogner, der im Auftrag der österreichischen Regierung eine umfassende Studie über die Lehren für das Krisenmanagement während der Corona-Pandemie erstellt hat. Die Digitalisierung in ihren vielfältigen Ausprägungen, wie etwa die Auswirkungen von ChatGTP auf den Bildungs- und Arbeitsmarkt oder der Einsatz von KI in der Arbeitsvermittlung oder Sozialhilfe, war auch in diesem Jahr ein weiterer Schwerpunkt der Medienpräsenz des ITA.

Künstliche Intelligenz an vorderster Front

Themen rund um KI spielten in der Forschung des ITA weiterhin eine große Rolle: Stefan Strauß stellte seine Studie zu den Zusammenhängen zwischen der digitalen Transformation und der Verwundbarkeit gesellschaftlicher Infrastrukturen vor, und zeigte erhebliche Spannungsfelder auf. Er ging auch auf den Blitzauftritt von Chat GTP ein und betonte, dass diese Technologie noch nicht ausgereift genug sei, um ein echter "Jobkiller" zu sein. Doris Allhutter und ihr Team setzten mit dem Projekt AUTO-WELF ihre Forschung zu den Auswirkungen von KI auf das Sozialsystem fort. Wie würden der Gesundheitssektor, die Logistik und andere wichtige Infrastrukturen mit einem Internet-Ausfall umgehen? Im September 2022 präsentierten Jaro Krieger-Lamina und andere die Ergebnisse des multidisziplinären Projekts ISIDOR, einer zweijährigen Analyse darüber, was in Österreich passieren würde, wenn das Internet ausfällt. Die Studie sorgte weiterhin für Aufsehen und die Medien fragten sich, ob Österreichs Bargeldmittel im Falle eines solchen Notfalls ausreichen würden.

Wie man eine Krise bewältigt

Wie sollten Regierungen mit unmittelbaren Krisen wie zuletzt der Covid-Pandemie umgehen? Wie kann ein Gleichgewicht zwischen wissenschaftlicher Expertise, politischer Entscheidungsfindung und den Bedürfnissen der Wählerschaft hergestellt werden? Alexander Bogner hat sich als eine wichtige Stimme in diesem Diskurs etabliert. So leitete er ein Expertenteam, das von der ÖAW im Auftrag der österreichischen Regierung beauftragt wurde, die erste umfassende Studie zu diesem Thema zu erstellen. Die Studie mit dem Titel "Nach Corona. Reflections for Future Crisis", berücksichtigte die Stimmen von Expert:innen, Bürger:innen und Politiker:innen und wurde im Dezember 2023 präsentiert. Sie wurde über die Grenzen Österreichs hinaus medial diskutiert.

Politische Beratung

Die Rolle des ITA als Berater von politischen Entscheidungsträgern erreichte 2023 einen neuen Höhepunkt. Der Vorsitzende des Forschungsausschusses des Parlaments, Christian Hafenecker, betonte: "Mit Hilfe der Expertise des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung verfügt die Politik über "State of the Art"-Wissen im Umgang mit aktuellen Herausforderungen.“ Seit 2017 berichtet das ITA halbjährlich über relevante wissenschaftlich-technische und damit verbundene gesellschaftliche Entwicklungen. Die ersten beiden Monitoring-Berichte innerhalb des neuen Rahmenvertrags wurden im Mai und November 2023 veröffentlicht.

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News Startseite_DE OpenTA Denise Riedlinger
news-28808 Wed, 24 Jan 2024 09:48:03 +0100 Projektstart: Genügend kritische Rohstoffe für die EU? http://www.oeaw.ac.at/ita/projekte/kritische-rohstoffe Die Versorgung mit kritischen Rohstoffen ist für eine gesunde Innovationslandschaft und Wohlstand wesentlich. Ziel dieser Studie ist es, dem Europäischen Parlament Optionen aufzuzeigen wie Forschung und Innovation die nachhaltige und sichere Versorgung mit kritischen Rohstoffen sicherstellen können. News Startseite_DE OpenTA Steffen Bettin news-28762 Thu, 18 Jan 2024 12:26:59 +0100 Bremst zu viel Regulierung die Innovation? http://www.oeaw.ac.at/detail/news/bremst-zu-viel-regulierung-die-innovation Innovationen bringen Ungewissheit über Nutzen und Risiken mit sich. In ihrer Studie zeigen Anna Pavlicek und André Gazsó am Beispiel Nanomaterialien, dass das sogenannte "Vorsorgeprinzip" viele Vorteile bringt. Technische Innovationen werden viel im Zusammenhang mit Schutzmaßnahmen diskutiert: Gefährden sie die Umwelt oder unsere Gesundheit? In ihrem aktuellen ITA-Dossier "Vorsorge für Innovation" erläutern Anna Pavlicek und André Gazsó wie das Vorsorgeprinzip dabei helfen kann, robuste Entscheidungen, die Ungewissheiten standhalten, hervorzubringen.

Regulierung als Innovationsbremse?

Neue Technologien wie Nanomaterialien oder genetisch veränderte Organismen wollen einerseits konkrete Lösungen für bestehende Herausforderungen - beispielsweise in der Medizin oder im Umweltschutz - bieten, bergen gleichzeitig aber auch Risiken. Zu Beginn des Entwicklungsprozesses sind meist nicht alle wichtigen Faktoren bekannt - wichtige Entscheidungen über ihren Einsatz müssen aber oft rasch getroffen werden. Wirtschaft und Industrie sehen das kritisch: Zu viel Regulierung würde Innovation ausbremsen.

Umsicht als Möglichkeit

Das Vorsorgeprinzip besagt, dass bei einem konkreten Risiko Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Umwelt getroffen werden können. Allerdings ohne die neue Technologie komplett zu verbieten. Pavlicek und Gazsó vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW zeigen in ihrer Studie, wie das Vorsorgeprinzip offen und flexibel eingesetzt werden kann um neue Entwicklungen auf nachhaltige und sozialverträgliche Weise zu steuern.

Die wichtigsten Ergebnisse gibt es hier im ITA-Dossier zum Nachlesen.

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news-28700 Mon, 15 Jan 2024 08:03:00 +0100 Generalversammlung des ToNoWaste Projekts in Wien http://www.oeaw.ac.at/detail/news/generalversammlung-des-tonowaste-projekts 21 Partner aus ganz Europa kommen zusammen, um mögliche Pilotprojekte für weniger Lebensmittelverschwendung und zur Förderung einer nachhaltigere Lebensmittelproduktion zu diskutieren. Von 15 bis 17. Januar fand an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften die Generalversammlung des europäischen Projekts ToNoWaste statt. An dem vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW veranstalteten europäischen Treffen in Wien nahm das gesamte Konsortium des Projekts teil, das von der Universität Jaume I in Castellón koordiniert wird.

Ziel des Projektes ist es, erfolgreiche Ansätze zur Vermeidung und Reduzierung von Lebensmittelabfällen zu entdecken. Die Akteure in den europäischen Lebensmittelsystemen sollen ermutigt werden, mit Hilfe von evidenzbasierten Instrumenten und Erfahrungen bessere Entscheidungen in Richtung nachhaltigerer Lebensmittelsysteme für Lebensmittelproduktion und -Konsum zu treffen. Praktische Aspekte werden daher ein wesentliches Element dieses Treffens der 21 Partner sein.

Nach einem gut durchdachten und langwierigen Auswahlprozess wurde zunächst das erste Portfolio der bisher erarbeiteten lokalen Projektideen vorgestellt. Diese werden in den nächsten Jahren in Valencia (Spanien), Graz und Wien (Österreich), Halandri (Griechenland) sowie Hälsingland (Schweden) durchgeführt. Die lokalen Projekte werden sich in verschiedenen Kontexten abspielen. Konkret geht es etwa um die bessere Umsetzung von Abfallreduktion in Schulküchen, bei der Direktvermarktung von Bioprodukten in städtischen Gebieten, oder durch die Schulung von Multiplikatoren für die Vermeidung und Verringerung von Lebensmittelabfällen in Supermärkten.

Bei dem Treffen in Wien wurde der wissenschaftlich fundierte Bewertungsrahmen für ausgewählte Pilotprojekte von der Theorie zur Praxis übergeführt. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Partner, die an der Umsetzung der Maßnahmen in den verschiedenen Pilotprojekten beteiligt sind, ihre Ideen aufeinander abstimmen, das Vokabular der anderen verstehen, Synergien aufdecken und die Wirkung dieser Pilotprojekte steigern können. Die Gastgeberinnen, das Projektteam am ITA bestehend aus Saskia Favreuille, Freya Schulz, Ulrike Bechtold sowie Mahshid Sotoudeh, evaluieren und analysieren die Teilergebnisse und werden sie in einem Bericht zusammenführen.

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news-28703 Thu, 11 Jan 2024 12:47:28 +0100 Plus-Energie – der Weg zu klimasmarten Städten http://www.oeaw.ac.at/detail/news/plus-energie-der-weg-zu-klimasmarten-staedten Bis 2025 soll es in Europa 100 Plusenergie-Quartiere geben. Die Umsetzung ist mit großen Herausforderungen verbunden. ITA-Forscher Michael Ornetzeder hat analysiert, was es für die strategische Stadtplanung braucht, damit mehr nachhaltiges Bauen möglich wird. Im neuen ITA-Dossier "Der Stadtteil als Kraftwerk" fasst Ornetzeder die wichtigsten Ergebnisse zusammen: "Fast 40 Prozent des Energieverbrauchs in Österreich entfallen auf Gebäude. Der Bausektor spielt daher eine entscheidende Rolle: Um die Klimaschutzziele zu erreichen reicht es nicht, nur den Gebäudebestand zu sanieren. Auch Neubauten müssen selbstverständlich konsequent nach ökologischen Kriterien errichtet werden", so Ornetzeder. Auch sei der Anteil von Öl- und Gasheizungen derzeit nach wie vor sehr hoch.

Plusenergie-Quartiere gelten als wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Im Projekt TRANS-PED untersuchten Michael Ornetzeder und sein Team solche Stadtviertel in Schweden, Belgien und Österreich, darunter auch das Sonnendorf Schwoich in Tirol. Ziel von Plusenergie-Quartieren ist es, einen Überschuss an erneuerbarer Energieproduktion und Netto-Null-Energieimporte zu schaffen, und so Klimaneutralität zu gewährleisten.

In ITA-Dossier erläutert Ornetzeder, welche Herausforderungen es gibt und durch welche Maßnahmen die jeweiligen Verantwortlichen die Entwicklung fördern können.

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news-28533 Thu, 14 Dec 2023 09:11:14 +0100 Walter Peissl zum Mitglied des Artificial Intelligence Advisory Boards ernannt http://www.oeaw.ac.at/detail/news/ernennung-walter-peissl-im-artificial-intelligence-advisory-board Walter Peissl, stellvertretender Leiter des ITA, ist Mitglied im ersten ArtificiaI Intelligence Advisory Board der Bundesregierung. Am 12. Dezember wurden neben dem Gremium auch Pläne für eine AI-Servicestelle präsentiert. Ein Beratungsgremium für die Bundesregierung und eine Servicestelle für Unternehmen und die Bevölkerung – das sind die zwei neuen Maßnahmen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, die die Bundesregierung im Dezember vorgestellt hat. Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung, hat Walter Peissl, Technikfolgenabschätzer mit Expertise für Privatsphäre und Sicherheit am Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Akademie der Wissenschaften, in das Gremium berufen.

Peissl betont: „Am ITA betreiben wir seit über einem Jahrzehnt Forschung zu KI, etwa wenn es um Fragen von gesellschaftlichen Wirkungen, Datenschutz oder Privatsphäre geht. KI ist mehr als nur ChatGPT, sie betrifft uns alle.“ Aktuell laufen am ITA beispielsweise Projekte zum Umgang mit KI in der Arbeitswelt und zum steigenden Einsatz automatisierter Entscheidungsfindung im Wohlfahrtssektor.

Servicestelle für KI-Fragen im Aufbau

Am 12. Dezember 2023 fand der Kick-Off zur offiziellen KI-Servicestelle Österreich und die Vorstellung des AI Advisory Board im Bundesministerium für Finanzen statt. Ziel der Servicestelle ist es, Transparenz und Rechtssicherheit herzustellen und die Chancen und Innovationen für Unternehmen nutzbar zu machen.

Peissl freut sich, „dass im interdisziplinären Beratungsgremium auch die gesellschaftliche Verantwortung beim Einsatz von KI eine wichtige Rolle spielen wird. Für den Erfolg von KI in Österreich wird es wichtig sein, dass die Servicestelle auch eine niederschwellige Anlaufstelle für Bürger:innen und Konsument:innen sein wird.“

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news-28418 Thu, 30 Nov 2023 11:58:01 +0100 TA24 – jetzt einreichen! http://www.oeaw.ac.at/detail/news/ta24-jetzt-einreichen Wie beeinflusst KI die Technikfolgenabschätzung? Welche Methoden spielen eine wesentliche Rolle, um zu Ergebnissen zu kommen? Die TA24-Konferenz in Wien behandelt diese und andere Fragen. Methoden spielen in der Technikfolgenabschätzung (TA) eine zentrale Rolle. Wissen über Folgen und Risiken von Technik muss generiert, diskutiert, bewertet und vermittelt werden. Die Konferenz des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW, die am 4. Juni 2024 stattfinden wird, fragt etwa, wie neue Methoden die Ergebnisfindung beeinflussen und welche Standards es zukünftig geben soll.

Nicht nur die Gesellschaft, auch die Forschung muss sich an neue Entwicklungen und Techniken anpassen. Ein Beispiel: Die Digitalisierung der Forschung hat weitreichende Folgen, einige sollten kritisch evaluiert werden. Dem gegenüber stehen altbewährte Methoden der Technikfolgenabschätzung wie partizipative Szenario-Entwicklung oder Interviews mit Expert:innen.

Im Rahmen der Konferenz wird auch diskutiert, welche typischen TA-Methoden sich bewährt haben und welche Herausforderungen sich für TA-Praktiker:innen stellen, wenn es etwa um KI-Anwendungen oder für politische Entscheidungen relevante Faktenaufbereitung geht.

Hier geht’s zum Call

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news-28406 Wed, 29 Nov 2023 11:38:52 +0100 Brandneu: ITA setzt parlamentarische Beratung mit aktuellen Themen fort http://www.oeaw.ac.at/detail/news/ita-setzt-parlamentarische-beratung-fort Elektroautos sind im Kommen, aber wohin mit den Batterien? Die Ernährungsindustrie durchläuft eine Wandlung, neue Eiweißquellen werden in der Zukunft eine große Rolle spielen. All diese und andere drängende Fragen unserer Zeit stellt das ITA dem österreichischen Parlament vor. Seit 2017 unterstützt das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW das österreichische Parlament durch externes Monitoring. Für den Bericht im zweiten Halbjahr 2023 wurden folgende sechs sozio-technischen Themen als besonders relevant für Österreich und das österreichische Parlament identifiziert:

  • Hirnorganoide
  • Batteriesysteme der Zukunft
  • Proteinwende – Alternative Eiweißquellen breitenwirksam nutzen
  • Wald: Brände und Wiederherstellung
  • Gesundheitliche Folgen der Digitalisierung
  • Kollaborative Industrieroboter

„Uns ist es ein besonderes Anliegen, dem Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung im Parlament unabhängige Expertise zur Verfügung zu stellen. Demokratische Prozesse sind komplex, faktenbezogene politische Arbeit hat heute einen höheren Stellenwert denn je“, betont ITA-Direktor Michael Nentwich.

Auf einer eigens dafür eingerichteten Seite kann man übrigens alle bereits gelieferten Ergebnisse einsehen. Darunter finden sich auch frühere Themen wie „Virtuelle und augmentierte Realitäten“, „KI und Demokratie“ oder „Großwärmepumpen“.

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news-28141 Tue, 07 Nov 2023 13:52:58 +0100 Technology Assessment Goes Global http://www.oeaw.ac.at/detail/news/technology-assessment-goes-global Die 6. Europäische TA-Konferenz wird von 2. bis 4. Juni 2025 Expert:innen aus der ganzen Welt in Wien zusammenzubringen. Globale Entwicklungen bei Künstlicher Intelligenz, im Umgang mit dem Klimawandel oder bei der Energieerzeugung beschäftigen derzeit Expert:innen aus der Technikfolgenabschätzung (TA) auf vielen Ebenen. Das Ziel der internationalen Konferenz in Wien wird daher sein, globale Perspektiven miteinander zu vernetzen.

Den Blick auf die Zukunft richten

"Die globale Perspektive bedeutet, dass auch Ansätze einbezogen werden, die vielleicht nicht als 'Technikfolgenabschätzung' bezeichnet werden, aber methodisch, thematisch und organisatorisch ähnlich sind. Sich außerhalb unserer etablierten, westlich geprägten Kontexte zu bewegen wird für uns befruchtend und inspirierend sein", betont ITA-Direktor Michael Nentwich.

Auf der Konferenz soll eine Reihe an wichtigen Fragen diskutiert werden, u.a. wie globale Gerechtigkeit bei Themen wie Pandemien oder Klimawandel erreicht werden kann. "Klar ist, dass wir den Austausch zwischen TA-Praktiker:innen sowie inter- und transdisziplinäre Ausbildungsstrategien brauchen. Unser Auftrag ist, Wissen nicht nur für die Forschung, sondern auch für Politik und Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, und dafür wollen wir uns mit dem internationalen Netzwerk einsetzen", so Nentwich.

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news-28023 Wed, 25 Oct 2023 12:07:16 +0200 Nachhaltig Wohnen in Europa http://www.oeaw.ac.at/detail/news/nachhaltig-wohnen-in-europa Photovoltaik, Erdwärmesonden und Co. – das ITA hat untersucht, wie nachhaltige Stadtentwicklung in Österreich, Schweden und Belgien umgesetzt wird, und was man aus Erfolg und Scheitern lernen kann. Stadtteile und Nachbarschaften mit positiver Energiebilanz, d.h. es wird übers Jahr weniger Energie verbraucht, als erzeugt, werden als „Positive Energy Districts“ (PEDs) bezeichnet. Im Projekt TRANS-PED untersuchten Michael Ornetzeder und sein Team solche Stadtviertel in Schweden, Belgien und Österreich, darunter auch das Sonnendorf Schwoich in Tirol.

„Wir haben nicht nur die Energiewerte gemessen, sondern auch gefragt: War dieses Modell erfolgreich? Was hat gefehlt?“, betont Ornetzeder, Energieexperte am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW. „Lässt sich ein erfolgreiches Modell aus heutiger Sicht auf andere Stadtteile übertragen? Wie beeinflussen die technologischen Neuerungen am Energiesektor die Stadtplanung?“ Projektmitarbeiterin Barbara Saringer-Bory ergänzt: „Es ist spannend zu sehen, was für unterschiedliche Ideen umgesetzt werden: Im Tiroler Projekt etwa, dem Sonnendorf Schwoich, stimmte nicht nur die nachhaltige Bauweise, es wurden auch lokale Firmen beauftragt. Auch so etwas sollte in Energiebewertungen mit einfließen.“

Gemeimsam fit für die Zukunft werden

„Ziel des Projekts war es, neue Ansätze zu entwickeln, wie sich solche Plusenergiequartiere europaweit effektiv umsetzen lassen. Das stellt eine besondere Herausforderung dar, weil sie grundlegende Veränderungen in der Art und Weise erfordern, wie Städte langfristig geplant, gestaltet und erhalten werden“, betont Ornetzeder.

Im Rahmen des zweijährigen Pilotprojekts wurde daher ein Netzwerk aufgebaut: „Die gemeinsamen Workshops und Treffen waren beeindruckend. Es ist klar, dass wir mehr Energieeffizienz nur durch europäische Zusammenarbeit erreichen“, so Ornetzeder.  Das ITA-Team hat abschließend eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe bisherige Erfahrungen erhoben, bewertet und an andere Stadtquartiere weitergegeben werden kann. Erwähnenswert: Dazu gibt es auch einen kompakten How-To-Guide, der die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Projekt schnell und unkompliziert zusammenfasst.

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news-28001 Mon, 23 Oct 2023 12:33:39 +0200 Auf in die Cyborg-Ära? Neue Erkundungen zum Maschinen-Menschen https://www.oeaw.ac.at/news/auf-in-die-cyborg-aera-neue-erkundungen-zum-maschinen-menschen Von gehirngesteuerten Prothesen bis zu weichen Roboter-Herzen: Beim Symposium „Convergence? Interfaces of the Digital and the Living“ an der ÖAW diskutierten internationale Forscher:innen die jüngsten Entwicklungen bei der Verschmelzung von Technologie und Körper. Auch ITA-Expert:innen waren mit dabei. News Startseite_DE OpenTA news-27982 Thu, 19 Oct 2023 09:54:12 +0200 ITA-Dossier: Klimabewusst und regional essen, aber wie? http://www.oeaw.ac.at/detail/news/ita-dossier-klimabewusst-und-regional-essen-aber-wie Das neue ITA-Dossier „Regionale Lebensmittelzukunft“ untersucht, welche Auswirkungen regionale Ernährung auf Klimaschutz, Gesundheit und Umwelt haben können. Die globale Lebensmittelproduktion ermöglicht zwar die Versorgung mit einer Vielzahl an Lebensmitteln. Sie hat aber auch negative Seiten. Dazu gehören etwa Treibhausgase durch lange Transportwege, Lebensmittelverluste durch falsche Lagerung oder Überproduktion. Um diese Herausforderungen im Ernährungsraum Stadt adressieren zu können, untersuchte das Projekt CITY.FOOD.BASKET, wie regionale Warenkörbe in Städten wie Graz und Wien gefördert werden können.  

Um sich klimabewusst und gesund zu ernähren sei es wichtig, saisonal und regional einzukaufen, betont das ITA-Projektteam Mashid Sotoudeh und Niklas Gudowsky. Das ITA-Dossier "Regionale Lebensmittelzukunft" erläutert Probleme und Hindernisse für regionale Ernährung und gibt Empfehlungen zur Förderung regionaler Ernährungsweisen ab.

Um eine bessere regionale Versorung zu ermöglichen ist ein Zusammenspiel von Produzent:innen, Landwirtschaft, Handel und regionalen Institutionen erforderlich. Zu den Empfehlungen gehört u.a. direkt beim Produzenten zu kaufen um Transport und Verpackung zu vermeiden, saisonal zu essen um landwirtschaftliche Flächen optimal zu nutzen, und kleine regionale Ballungszentren zu fördern um Zersiedelung vorzubeugen.

Lesen Sie weiter hier

ITA-Dosser Nr. 71 – Regionale Lebensmittezukunft

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news-27968 Wed, 18 Oct 2023 14:00:05 +0200 KI und Demokratie http://www.oeaw.ac.at/detail/news/ki-in-europa Europäische TA-Einrichtungen präsentieren Bericht zu Künstlicher Intelligenz – Österreich beim Jahrestreffen des EPTA-Netzwerks so stark vertreten wie noch nie Künstliche Intelligenz und die Auswirkungen ihres Einsatzes auf demokratische Gesellschaften – darüber diskutierten am 9. Oktober Vertreter:innen aus Wissenschaft und Politik beim Jahrestreffen des Netzwerks European Parliamentary Technology Assessment (EPTA) in Barcelona.

Fast alle heimischen Parteien vertreten

Aus Österreich waren mit Helmut Brandstätter (NEOS), Carina Reiter (ÖVP), Thomas Spalt (FPÖ) und Süleyman Zorba (Grüne) so viele Parlamentarier:innen wie noch nie angereist: „Das ITA ist seit 1993 Mitglied der EPTA und seit 2017 beraten wir regelmäßig das österreichische Parlament. Daher sind wir besonders stolz, dass dieses Jahr Vertreter:innen von vier Parteien vor Ort waren, um sich über Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf demokratische Gesellschaften zu informieren“, freut sich Michael Nentwich, Leiter des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW. „Technikfolgenabschätzung versteht sich nicht nur als wertvolle Beratungsquelle für die Politik, sondern auch als Inputgeber für den Diskurs demokratischer Gesellschaften zum Umgang mit neuen Technologien“, so Nentwich.

Umgang mit KI erfordert gemeinsames Handeln

Im Zentrum des Treffens stand diesmal der wachsende Einsatz Künstlicher Intelligenz, abzulesen u.a. an der sich mit rasender Geschwindigkeit verbreitenden Anwendung von ChatGPT. „KI ist eine transformative Kraft mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Demokratien und die Zivilgesellschaft“, so die Veranstalter. Umso wichtiger sei daher die Bedeutung der europäischen Zusammenarbeit bei der Bewältigung komplexer globaler Probleme.

Der in Barcelona vorgestellte EPTA-Bericht „Generative Artificial Intelligence. Opportunities, Risks and Policy Challenges“ soll politische Entscheidungsträger:innen und die Öffentlichkeit dabei unterstützen, KI und ihre Grenzen verantwortungsvoll zu gestalten.

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