Automatisierung soll in vielen Bereichen Aufwand und Kosten reduzieren. Aber was geschieht mit dem menschlichen Wohlergehen, wenn diese Logik für Entscheidungen im Wohlfahrtssektor eingesetzt wird? Das Projekt AUTO-WELF untersucht den steigenden Einsatz automatisierter Entscheidungsfindung im Wohlfahrtssektor in Europa.

In vielen europäischen Ländern ist der Wohlfahrtssektor mit wachsendem Bedarf und schrumpfenden Ressourcen konfrontiert. Um sozialstaatliche Leistungen effektiv zu verteilen und die Effizienz der öffentlichen Verwaltung zu erhöhen hofft man daher, dass Wohlfahrt durch datenbasierte Entscheidungsunterstützung und künstliche Intelligenz (KI) radikal verändert werden kann.

AUTO-WELF ist das erste Projekt, das den steigenden Einsatz automatisierter Entscheidungsfindung in verschiedenen europäischen Sozialsystemen untersucht und analysiert. Im Zentrum stehen die Auswirkungen von Algorithmen und KI auf die Zukunft der europäischen Bürger*Innen und die Gesellschaft. Das Projekt soll wesentliche Erkenntnisse darüber liefern, wie automatisierte Entscheidungsfindung das menschliche Wohlergehen unterstützen, aber auch beeinträchtigen kann.

Für soziale Gerechtigkeit und Gleichheit

Dem zugrunde liegt die Erkenntnis, dass datenbasierte Infrastrukturen für die öffentliche Verwaltung große Auswirkungen auf die Lebensumstände von Bürger*innen und die menschliche Handlungsmacht haben: Diese Systeme wirken sich nicht nur auf die Wohlfahrt und die öffentliche Verwaltung aus, sondern auch auf die Art und Weise, wie der Staat mit Bürger*innen interagiert und wie sich das Verhältnis zwischen Bürger*innen und Staat verändert. Das wirft ethische und politische Fragen in Bezug auf Transparenz und Rechenschaftspflicht sowie auf systemischen Bias und soziale Ungleichheiten auf.

AUTO-WELF stellt die Perspektive der Menschen in den Vordergrund, die in den Automatisierungsprozess eingebunden sind – die Systementwickler*innen, die Sachbearbeiter*innen, die mithilfe automatisierter Systeme über Sozialleistungen entscheiden, und die Menschen, mit deren Daten die Systeme gefüttert werden.

Das Projekt erarbeitet notwendiges Wissen über die Folgen der Automatisierung der Wohlfahrt in zwei Bereichen: erstens, in Kerndienstleistungen der Wohlfahrt, wie Arbeitsvermittlung, Gesundheitsfürsorge und Bereitstellung von Sozialleistungen, und zweitens, bei der Automatisierung von kommunaler Wohlfahrt im Rahmen von Smart-City- und Smart-Village-Initiativen, die automatisierte soziale Infrastrukturen für gemeinschaftliche Aktivitäten und die Stadtentwicklung bereitstellen. Wir untersuchen diese Bereiche in acht europäischen Ländern (Österreich, Dänemark, Estland, Deutschland, Italien, Polen, Portugal und Schweden), die verschiedene Modelle von Sozialstaaten und unterschiedliche Stufen von Automatisierung repräsentieren.

Laufzeit

11/2022 - 10/2025

Projektteam

Partner

Anne Kaun, Södertörn University
Stine Lomborg, University of Copenhagen
Christian Pentzold, Leipzig University
Karolina Sztandar-Sztanderska, Polish Academy of Sciences