Man muss dran glauben : : die Theologie der Märkte / / Jochen Hörisch.
Der Gottes- und Geldglauben sind struktur- und funktionsverwandt. Gott und Geld stehen vor ähnlichen Problemen, wenn ihnen der Glaube bzw. die Beglaubigung verwehrt wird. Theoriegeschichtlich fällt auf, dass die ökonomietheoretische Debattenlage seit dem "Finanzbeben" heute wieder vor d...
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Place / Publishing House: | München, Germany : : Wilhelm Fink,, [2013] ©2013 |
Year of Publication: | 2013 |
Edition: | 1st ed. |
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505 | 0 | 0 | |a Preliminary Material -- Vorwort -- Gott- und Geldvertrauen oder: Die Vorzüge der Second-order-observation -- Religiöse und ökonomische Kontingenzbewältigung -- Transsubstantiationen – Die spezifische Ökonomie des Christentums -- Die kapitalistische Bonifizierung des Malum – Schöpferische Zerstörung -- Rational choice oder unkritischer Irrationalismus – Die Vernunft Gottes und des Marktes, welche höher ist denn alle Vernunft -- Monetäre Trinität -- Die Zeitlichkeit und Ewigkeit des Geldes -- Schuld und Schulden – Deckungsprobleme -- Ökonomisch-theologische Aufklärung – Von der unsichtbaren Hand zu sichtbaren Händen -- Werther stellt die Wertfrage – Zur Ökonomie der Werte in Goethes Bestseller -- Die öffentliche, die private und die unsichtbare Hand – Ein Vorschlag zur Schuldentilgung im Ausgang von Thomas Manns Roman Königliche Hoheit -- Anmerkungen. |
520 | |a Der Gottes- und Geldglauben sind struktur- und funktionsverwandt. Gott und Geld stehen vor ähnlichen Problemen, wenn ihnen der Glaube bzw. die Beglaubigung verwehrt wird. Theoriegeschichtlich fällt auf, dass die ökonomietheoretische Debattenlage seit dem "Finanzbeben" heute wieder vor dem Theodizee-Problem steht. Damals fragten sich etwa Diderot und Voltaire: Wenn die Hand des Gottes, der, wie behauptet, gütig und allmächtig ist, alles so herrlich regieret, wie kann er dann ein solches Schrecknis zulassen, das die Gerechten wie die Ungerechten trifft? - Zweihundertfünfzig Jahre später haben die aktuellen Diskussionen der Ökonomen allenfalls in Randbezirken das Niveau der Theologie in der Mitte des 18. Jahrhunderts erreicht. - Die invisible hand des Marktes, die alles so herrlich wenn nicht regieret, so doch regelt, in Frage zu stellen, ist unter den meisten Ökonomen noch heute ein tabubewehrtes Sakrileg - selbst wenn sie über Fälle von Marktversagen nachdenken. Nach dem Finanzbeben (welche begriffliche Nähe zum Erdbeben von Lissabon!) zu beten »Invisible hand, wenn es dich gibt, rette meine Guthaben, wenn ich noch welches habe«, kommt kaum einer Wirtschaftslehre in den Sinn; ihr Glauben ist dogmatisch unerschütterlich. Man muss dran glauben versucht, die ökonomische Aufklärung auf das Niveau der religiösen Aufklärung zu bringen. | ||
545 | 0 | |a Jochen Hörisch ist Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität Mannheim. | |
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