24.06.2024

In memoriam Gerhard Berghofer

Tief betroffen teilen wir mit, dass unser Kollege Ing. Gerhard Berghofer in den Abendstunden des 18. Juni völlig unerwartet im einundsechzigsten Lebensjahr verstorben ist.

15. Dezember 1963 - 18. Juni 2024

Gerhard Berghofer begann seine berufliche Laufbahn am Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am 1. Oktober 1984, unmittelbar nach dem Abschluss eines zweijährigen Kollegs für Nachrichtentechnik und Elektronik.

Zunächst arbeitete Gerhard an der Instrumentierung für eine Ballon-Messkampagne. Als diese schließlich nicht durchgeführt werden konnte, wechselte er zur Entwicklung von Hard- und Software für die damals in Planung befindlichen sowjetischen Raumfahrtprojekte und wurde ein fixes Mitglied der Magnetometer-Gruppe des Instituts.

Bereits in sehr jungen Jahren übernahm Gerhard die technische Leitung für den Bau eines der beiden Magnetometer für die russische Mars-96-Mission. In dieser Funktion entwickelte er nicht nur wichtige Teile der Elektronik dieses Messgerätes, sondern schrieb auch die dazugehörige Software. Ebenso erfolgten die Integration der Elektronik und die Performance-Tests des Gesamtgerätes unter seiner Leitung. Sein ausgeprägtes Talent, sachlich, kompetent, gelassen, aber gleichzeitig freundlich zu kommunizieren, konnte er bei der intensiven Zusammenarbeit mit deutschen, belgischen, ungarischen und russischen Projektpartnern unter Beweis stellen. Durch einen technischen Defekt in der Raketenoberstufe scheiterte das Projekt leider nur wenige Stunden nach dem Raketenstart. Die Raumsonde konnte die Erdumlaufbahn nicht verlassen und so landete Gerhards mehrjährige, mühevolle Arbeit im Pazifik.

Das war zum Glück der einzige Rückschlag in der beruflichen Karriere von Gerhard, denn sofort danach begann seine Arbeit an der Weltraummission Rosetta. Für die erstmalige Landung auf einem Kometen entwickelte er die Prozessoreinheit und die Software für das Magnetometer auf der Landesonde Philae. 2004 starte Rosetta ihre lange Reise. Zehn Jahre vergingen, bis Philae am 12. November 2014 endlich auf „Chury“ landete und Weltraumgeschichte schrieb. Dieses Ereignis, das auf der ganzen Welt mitverfolgt wurde, erlebte Gerhard live im Philae-Kontrollzentrum in Deutschland, um das von ihm mitentwickelte Messgerät zu überwachen. Da die Landesonde nicht auf der Kometenoberfläche verankert werden konnte, torkelte diese samt Magnetometer etwa zwei Stunden über die Oberfläche hinweg. Diese Panne entpuppte sich als Glücksfall für das Magnetometer, das so die magnetischen Eigenschaften des Kometen wesentlich besser vermessen konnte – gewährleistet unter anderem durch die fehlerlose Funktion von Gerhards Hard- und Software.

Weitere Höhepunkte bildeten das technische Management für das Magnetometer auf der ESA-Raumsonde Venus Express, die in der Rekordzeit von nur drei Jahren gebaut wurde und sich von 2006 bis 2014 in der Umlaufbahn um die Venus befand, und das technische Management für das Magnetometer auf der planetaren Raumsonde der BepiColombo-Mission, die schon im Oktober 2018 startete, aber erst im Dezember 2025 in eine stabile Umlaufbahn um den Merkur einschwenken wird. Gerhards technisches Talent und Wissen sowie seine Erfahrung und Managementfähigkeit waren für die rechtzeitige Fertigstellung und den erfolgreichen Betrieb der beiden Magnetometer im Weltraum von großer Bedeutung.

Neben den genannten Highlights unterstützte Gerhard die Magnetometergruppe auch bei zahlreichen anderen Geräteentwicklungen, wie dem optischen Magnetometer auf der Jupitermission JUICE oder dem Magnetometer für die CubeSat-Mission Foresail.

In letzter Zeit war Gerhard mehrheitlich mit Vorstudien für das Magnetometer auf der ESA-Raumsonde Vigil beschäftigt, die ab 2031 die Vorhersage von Weltraumwetter-Phänomenen deutlich verbessern soll. Der Start der Bauphase dieses Messgerätes erfolgte erst unlängst. Gerhard hat sich sehr darüber gefreut, dass dieses langjährig geplante Projekt nun endlich umgesetzt wird. Eine Freude, die leider jäh unterbrochen wurde. Wir werden die Arbeit für den Bau des Vigil-Magnetometers sowie die Datenauswertung „seines“ Merkur-Magnetometers in seinem Andenken durchführen.

Wir verlieren mit Gerhard – unserem „Bergi“ – einen äußerst erfahrenen, qualifizierten, gewissenhaften und zuvorkommenden Mitarbeiter, der vielen Kolleginnen und Kollegen am IWF und an unseren Partnerinstituten auch als Freund sehr nahegestanden ist.

Unsere aufrichtige Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl sind bei Gerhards Familie.
 

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