14.05.2013

Leben künstlich herstellen

ITA-Experte Helge Torgersen beim ÖAW-Symposium zu synthetischer Biologie: Über den Coolness-Faktor und die Macht des Vergleichs für das Image einer Technologie

Synthetische Biologie birgt ein enormes Potential an Anwendungsmöglichkeiten. Kreativität spielt beim Entwicklungsprozess eine wesentliche Rolle.

BiologInnen, ChemikerInnen und IngenieurInnen tüfteln gemeinsam an der Zukunft: Mit Hilfe von Techniken aus den Ingenieurs-Wissenschaften will man einmal in der Lage sein, lebende Organismen künstlich herstellen zu können. Noch ist man davon freilich ein gutes Stück entfernt.

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften veranstaltete am 14. Mai im Vorfeld der Feierlichen Sitzung ein Symposium zu synthetischer Biologie. Organisiert wurde die Veranstaltung von Nanobiotechnologie-Pionier Uwe Sleytr, Mitglied der ÖAW und emeritierter Professor der BOKU, unter den Vortragenden waren auch Peter Schuster (ÖAW) und Eva-Kathrin Sinner (BOKU).

Wie lässt sich synthetische Biologie erklären?

Torgersens Vortrag "Die Macht von Vergleichen für das Image einer Technologie" beschäftigt sich mit der öffentlichen Wahrnehmung des Themas. „Technologien stehen nicht für sich alleine, sondern werden von der Öffentlichkeit immer mit etwas verbunden, was schon bekannt ist. Es braucht Anhaltspunkte“, so Torgersen. Noch wüssten die Menschen nicht genau, wie sie das neue Gebiet einordnen sollen.

Je nach Blickwinkel sähe man die synthetische Biologie als Ableger der Gentechnik, verbinde sie mit der Nanotechnologie oder vergleiche sie mit der Informationstechnik. Jeder Vergleich wiederum weckt laut Torgersen mehr oder weniger Sympathie für den Bereich. „Der Bezug zur Gentechnik ist in Europa relativ leicht herzustellen, denn er knüpft an vergangene Debatten an. Vielen meinen, man müsse aus vergangenen Fehlern lernen, aber das ist nur begrenzt möglich.“

Hacker bringen den Coolness-Faktor

Anders sei es, wenn synthetische Biologie mit Informationstechnologie verglichen wird. „Der „Coolness“-Faktor der Informationstechnologie wird so auf die Biotechnologie übertragen, u.a. mit Open Source, Studentenwettbewerben, der „Hacker“-Subkultur und der Kunst. So werden Innovationen positiv besetzt.“

Für Torgersen beweist der Unterschied in den Reaktionen auf verschiedene Bezugssysteme das Potential der Image-Findung: Ein ähnlicher Konflikt, wie es ihn um die Gentechnik gegeben hat, ist für ihn alles andere als vorprogrammiert.


14.05.2013

Von: Denise Riedlinger