Blut wird niemals Wasser werden! : lokale Strategien zur Beilegung gewalttätiger / fehdeähnlicher Konflikte in Oberägypten / eingereicht von Barbara Danczul

• VerfasserIn: Danczul, Barbara
• Place / Publishing House: 2005
• Year of Publication: 2005
• Language: German
• Classification: 73.71 - Recht. Normen
• Physical Description: 215 Bl.; Ill., Kt.

ger: Lokale Strategien der Konfliktbewältigung bei gewalttätigen Auseinandersetzungen in den ländlichen Regionen Ägyptens (Oberägypten) bilden das zentrale Thema der Dissertation. Diese nicht-staatlichen Streitregelungen, die zumeist in Form von Schiedsgerichten durchgeführt werden, stellen ein soziales Feld dar, in welchem sich die Spezialisten bei der Beilegung eines Konfliktes mit unterschiedlichen, teils korrespondierenden Rechtsordnungen - dem lokalen Gewohnheitsrecht, wichtigen islamischen Rechtsvorschriften und dem staatlichen Recht - konfrontiert sehen, die jeweils ihre Legitimation und ihren Geltungsanspruch im Umgang mit Konflikten beanspruchen. Die Schiedsrichter haben dadurch zwar die Möglichkeit auf verschiedene rechtliche Normen und Vorschriften zurückzugreifen, die zu einer adäquaten Regelung beitragen können; zur selben Zeit müssen sie jedoch darauf achten, dass der von ihnen getätigte Schiedsspruch zwischen den verschiedenen Rechtssystemen ausgleichend wirkt. Der regionale Fokus dieses Projekts liegt in den ländlichen Gebieten Oberägyptens, besonders in der Provinz Assiut. Die oberägyptische Region ist durch restriktive Sicherheitsmaßnahmen - eine Folge der terroristischen Aktivitäten in den 80er und 90er Jahren des 20. Jhds. - und durch eine mehr oder minder offensichtliche Meidung seitens des Staates in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht charakterisiert. Diese (unfreiwillig autonome) Situation hat dazu beigetragen, dass sich lokal wirksame Formen der Konfliktregulierung entwickelt und etabliert haben, die jetzt in zunehmenden Maße mit staatlichen Einflüssen und transnationalen Entwicklungen interagieren.<br /> Vor diesem Hintergrund wurde das Verfahren der außergerichtlichen Streitbeilegung, welches durch die Einberufung von Schiedsgerichten durchgeführt wird, untersucht. Wie gelingt es diesen Schiedsverfahren zwischen den gewalttätigen Beziehungen und Forderungen der Streitparteien und dem alles umfassenden Feld des Rechtspluralismus zu vermitteln? Welche Bedeutung kommt den nicht-staatlichen Schiedsgerichten innerhalb des ägyptischen Staates zu? Haben sie eine Auswirkung auf das staatliche Rechtssystem und bis zu welchem Grad sind sie selbst durch überlokale (rechtliche) Einflüsse bestimmt?

eng: This dissertation examines the strategies for the settlement of violent intergroup conflicts in Egypt. On the basis of feud-like conflicts, which are mainly characterized by the use of physical violence between two or several parties, I examined which strategies and extrajudicial remedies are taken advantage of by specialists (arbitrators), in order to resolve a conflict. In the context of plural legal orders the specialists involved are facing different legal systems - the customary law, the Islamic law and the Egyptian state law - each of them claiming their legitimation in the handling of such disputes. The arbitrators have thus the possibility to somehow choose among various legal norms and prescriptions in order to find an adequate solution. The regional focus of the dissertation lies in the rural areas of Upper Egypt, especially in the province Assiut. The region of Upper Egypt is marked by rigid security measures taken by the Egyptian state as a consequence of the 1980s and 90s terrorism; due to the obvious avoidance by the state government and, the resulting autonomous-like situation, traditional patterns and customs have been adhered to in Upper Egypt, especially within the field of conflict resolution via out of court procedures like arbitration. Yet this forcefully remote area faces changes and supra local influences comprising state legal and transnational processes.<br />Against this background, the process of conflict settlement accomplished by those arbitration councils was examined. How do they manoeuvre through the violent and aggressive relationships and demands of the disputing parties and through the all surrounding field of legal pluralism? Which significance do these arbitration councils have within in the Egyptian state? Do they have an impact on the state legal system and to which extent are they themselves influenced by supra local (legal) influences?