Schreiben und Kämpfen : Autorin, Regentin, Amazone - Figuren hybrider Geschlechtsidentität im Frankreich des 17. Jahrhunderts / Judith Bösch

• VerfasserIn: Bösch, Judith
• Place / Publishing House: 2002
• Year of Publication: 2002
• Language: German
• Physical Description: 246 Bl.

ger: Die Macht- und Autoritaetssymbole "Schwert und Feder", denen "Kaempfen und Schreiben" als zentrale kulturelle Kompetenzen zugeordnet sind, repraesentieren insbesondere im Frankreich des 17. Jahrhunderts die hochbewerteten Einsaetze eines lange Zeit schwelenden gesellschaftlichen Verteilungskampfes, der ueber soziale Differenzen und die Geschlechterdifferenz ausgetragen wird. In der vorliegenden Dissertation werden die Bedingungen beschrieben, unter denen Frauen die ihnen zugeschriebenen Geschlechtergrenzen transgredieren und allen Widerständen zum Trotz zu den mit phallischer Symbolkraft versehenen Machtinstrumenten Schwert und Feder greifen. Autorin, Regentin, Amazone - diese drei Figuren werden als Figuren hybrider Geschlechtsidentität definiert, da sie als Grenzexistenzen zwischen konkurrierenden Identitaeten angesiedelt sind. Sie gewaehren als Trias einen profunden Einblick in die Geschichte weiblichen Intellekts, weiblicher Autoritaet und weiblicher Macht. Das Kernkapitel der Arbeit ist der Figur der Autorin gewidmet. Die personale Identitaet der Autorin wird als konfligierende Subjektkonfiguration beschrieben. Der Frau wird aufgrund ihres Geschlechts ueber den humoralmedizinischen Diskurs Denkunfaehigkeit bescheinigt, wodurch sie von vornherein als denkbar ungeeignet für den Autorenberuf erachtet wird. Wie gehen nun Frauen, die dennoch die Schwelle zum literarischen Feld überschreiten, mit diesem autoritativ attestierten Denkunvermögen um? Welche Strategien entwickeln andererseits Männer, um Frauen aus dem literarischen Feld auszuschließen? Wie unterlaufen Frauen mit subversiven Gegendiskursen diese Verdraengungsversuche? Diese Fragen werden in der vorliegenden Arbeit eroertert. Auch Regentinnen und Amazonen treten an den Bruchlinien unterschiedlicher Identitaetsentwuerfe hervor. Die Regentin geraet durch die unvereinbaren Anforderungen von ordo und Genus in eine aporetische Situation. Die Amazone verkoerpert im Gegensatz zum maennlichen Heros ein geschlechtsspezifisches Heldenkonzept, das zwischen Selbstermaechtigung und heldenhaften Erdulden von Leid schwankt. Alle drei genannten, außergewoehnlichen Frauengestalten bringen auch Verschiebungen in den Maennlichkeitskonzepten mit sich. Das letzte Kapitel der Arbeit ist den Maennlichkeitskrisen und maennlichen hybriden Figuren im Frankreich des 17. Jahrhunderts gewidmet. Diese bestaetigen die These der Verfasserin von einer allgemeinen Hybridisierung von Geschlechtsidentitäten innerhalb der hoefischen und staedtischen Oberschicht im Frankreich des 17. Jahrhunderts.

eng: "Sword and pen" as symbols of authority and power are intimately related to the central cultural competences of "fighting and writing". Particularly in 17th century France they represented the highly estimated stakes in a long lasting struggle for distribution of influence fought out by means of social and gender differences. This dissertation describes the conditions under which women transgress the gender boundaries ascribed to them and claim despite all male resistances the phallic power symbols of sword and pen. Female authors, female regents and Amazons are characterized as figures of hybrid gender identity, since as border existences they are located between competing identities. As trias they offer a profound insight into the history of the female intellect, authority and power. The main chapter of this dissertation is dedicated to the female author in the early modern period. Her personal identity is described as a conflicting subject configuration. On the basis of her biological sex the discourse of humoral medicine declares women to be incapable of thought. This verdict implies that they are from the outset unqualified for the profession of an author. As for women who nonetheless brave the leap into the literary field, how do they deal with the dogma of female intellectual incapacity? Which strategies do men develop to exclude women from the literary field? And finally how can women undermine these attempts of marginalization by means of subversive discourses? These questions are discussed in this dissertation. Female regents and Amazons also emerge at the fissures of different identity concepts. The female regent is getting into an aporetical situation through the incompatible demands of her social order and her gender role. The Amazon embodies a specific female concept of heroism which oscillates between empowerment and heroic endurance of sorrow and pain. These three extraordinary female figures bring also forth displacements in the concepts of masculinity. The last chapter deals with the male identity crisis and male hybrid figures. The latter confirm the thesis of a general hybridization of gender identities within the courtly and urban upper classes in 17th century France.