24.10.2023

SUESS ERKLINGT …

Die Stimme des Schöpfers der I. Wiener Hochquellenleitung

Franz Kollarz (Kolář): „Feierliche Eröffnung des Hochstrahlbrunnens der Alpwasserleitung in Wien“, 1873. Wien Museum Inv.-Nr. W 2506, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/376537/)

 

1873, also vor 150 Jahren, stand der 24. Oktober ganz im Zeichen der „Eröffnungsfeier der Hochquellenleitung“, zu der sich in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph „die ganze officielle Welt Wiens“ am Schwarzenbergplatz eingefunden hatte, um den aus diesem Anlass erbauten Hochstrahlbrunnen in Betrieb zu nehmen (Die Presse/Abendblatt, 24.10.1873, S. 2). Endlich sollte die Bevölkerung der Hauptstadt in den „Genuß frischen, reinen, gesunden Quellwassers“ kommen, was maßgeblich dem Genie und Engagement von Eduard Suess (1831–1914), Ordinarius für Geologie an der Universität Wien, zu danken war. Dem zeitweisen Gemeinderat, zurecht als „Vater der Wasserleitung“ tituliert, wurde daher nahe dem Hochstrahlbrunnen auch ein entsprechendes Denkmal gesetzt.

Eine weitere Büste befindet sich in der Aula der Akademie der Wissenschaften, der Suess, seit 1867 wirkliches Mitglied, von 1898 bis 1911 als reformorientierter Präsident vorstand. In seiner Amtszeit besuchte er auch das Phonogrammarchiv, wo am 13. Dezember 1905 eine fast vierminütige Aufnahme, ein sogenanntes Stimmporträt, entstand.

Auf der ersten – hier in einem Ausschnitt präsentierten – Platte (Ph 184) reflektiert der liberale und weltoffene Gelehrte eingangs über den Phonographen, plädiert dann dafür, dass jeder naturwissenschaftliche Fortschritt der gesamten Menschheit zugutekommen möge, und kritisiert dabei den Nationalismus seiner Zeit.

Als geradezu prophetisch erweist sich Suess, wenn er schließlich auf den beiden anderen Platten (Ph 185–186) über Themen wie die beginnende Globalisierung spricht und vor europäischer Uneinigkeit warnt ...

Die komplette Aufnahme wurde 1999 im Rahmen der Gesamtausgabe der Historischen Bestände 1899–1950, Serie 2: Stimmporträts publiziert.

 

Christian Liebl