Die Nähe vieler bekannter Exoplaneten zu ihren Wirtssternen führt zu einer intensiven Erwärmung und Ionisierung der oberen Atmosphäre durch Sternröntgen- und EUV-Strahlung. Infolgedessen dehnt sich das teilweise ionisierte Material der oberen Atmosphäre aus und bildet eine Art entweichenden Planetenwind. Auf größeren Höhenlagen interagiert diser Planetenwind, der durch die Druckkräfte der Gravitations-, Zentrifugal-, MHD- und Sternstrahlung angetrieben wird, und wird mit dem gesamten Sternwind entweder weggeblasen oder auf dem Stern angehäuft. Dies bildet die Essenz des planetaren Massenverlustes. Der entweichende Planetenwind, meistens ein Überschallwind, beeinflusst das gesamte Sternensystem und führt zu einer Vielzahl von bisher unerforschten Prozessen.        

          In Übereinstimmung mit seinem Forschungsprogramm zielte das Projekt auf die Untersuchung und Charakterisierung verschiedener Regime exoplanetarer und stellarer Windwechselwirkungen ab, wobei deren Beobachtungsmanifestationen und die mögliche Rolle des planetaren Magnetfelds berücksichtigt wurden. Besonderes Augenmerk wurde auf die Simulation komplexer dynamischer Umgebungen von Exoplaneten und die Interpretation von realen Transmissions-Spektroskopie Daten gelegt, die im Rahmen des Projekts von Partnerteams aus Astronomen erfasst wurden.

          Um die Projektziele zu erreichen, wurden mehrere numerische Codes entwickelt und aktualisiert. Basierend auf dem chemischen Code CHROME wurde das Modell einer Mehrkomponenten-Planetenatmosphäre erstellt, das auf eine Vielzahl von Exoplaneten anwendbar ist. Das Modell berechnet die chemischen Reaktionen in den ausgearbeiteten hydrodynamischen und MHD Modellen des austretenden exoplanetaren Materials der oberen Atmosphäre, welche  erweitert wurden, um die Dynamik vieler Elemente und ihrer Ionen (z. B. H, H2, H3, He, C, O, Mg, Si, N2, CO2) zu berechnen. Dabei werden alle Bereiche von Plasma-Photochemie-Reaktionen, Partikelkollisionen und grundlegenden Antriebskräften berücksichtigt. Die ersten 2D Modelle wurden im Verlauf des Projekts auf die globalen numerischen 3D Codes aktualisiert, die erstmals die selbstkonsistenten Simulationen der Sternwinde und der Aeronomie der expandierenden oberen Atmosphären von Exoplaneten in ihrer gegenseitigen Wechselwirkung ermöglichten. Die entwickelten Modelle wurden zur Simulation des Massenverlusts und zur Interpretation der in-transit spektralen Absorption benutzt. Gemessen wurden in verschiedenen Linien die Exoplaneten: HD 209458b (Lyα, OI, CII, SiI, MgI, MgII); WASP-12b (MgII); WASP-107b (HeI 10830 Å); π Men c (Lyα); GJ3470b (Lyα, HeI 10830 Å) und GJ436b (Lyα). Darüber hinaus, um die Atmosphärenentwicklung erdähnlicher Planeten in der Nähe aktiver Sterne zu untersuchen, wurden die hydrostatischen Mehrkomponentenmodelle von N2- und CO2-dominierten Atmosphären ausgearbeitet (1D Kompot Code). Als zusätzliche Richtung entwickelt das Projekt Methoden zur Analyse von Grenzbereichen der Transitlichtkurven, die vom Kepler-Weltraumteleskop bereitgestellt werden, und auf diese Weise zur Diagnose von staubigen Strukturen dienen, welche in unmittelbarer Nähe einiger Exoplaneten vorhanden sein können.