Di, 21.11.2023 18:00

Vom Olympus bis zur Stadt Midas

Wojciech Sowa | Krakau


Zwischen Balkan und Anatolien. Ererbte und entlehnte Elemente des Phrygischen

Gemäß griechischer Tradition waren die Phryger Einwanderer aus dem Balkan (Makedonien), wo sie unter dem Namen Briges bekannt wurden. Nach mythologischer Tradition besaß der phrygische König Midas Rosengärten in Pieria am Olymp und sollte als erster "Barbare" eine äolische Prinzessin heiraten und Opfergaben nach Delphi senden. Die Diskussion über die problematische Chronologie des Phrygischen und die Ethnogenese der Phryger beein–flusst auch die Interpretation der historischlinguistischen Beweise des nur trümmerhaft überlieferten Phrygischen. Auch wenn die Geschichte des Phrygischen die sprachliche Situation in Anatolien von etwa 1000 vor bis 300 nach Christus widerspiegelt, enthält sie doch Elemente aus der Balkanvergangenheit. Die besondere Stellung des Phrygischen zwischen dem Balkan und Anatolien könnte auch auf seine besondere kulturelle Rolle als Vermittler zwischen den orientalischen Traditionen und dem griechischen Westen hinweisen. Dieser Vortrag präsentiert die äußere Geschichte des Phrygischen am Beispiel der ererbten, archaischen Merkmale im Bereich der Morphologie sowie der entlehnten Elemente des Phrygischen an Hand der mutmaßlichen Präsenz anatolischer Elemente im Phrygischen. Auch den Spuren des Phrygischen im Griechischen wird dabei nachgegangen.

Wojciech Sowa ist Professor an der Philologischen Fakultät der Jagiellonen Universität Krakau, wo er 2002 in Historisch-Vergleichender Sprachwissenschaft promoviert hat. Habilitation 2010 an der Comenius Universität Preßburg im Bereich der Linguistik der alten Sprachen. Seine Hauptforschungsgebiete umfassen die historische Dialektologie des Altgriechischen und die antiken Balkansprachen mit dem besonderen Schwerpunkt auf Phrygisch und Altmakedonisch. Er ist der Autor der Monographie Studien zum Phrygischen (2008) und zahlreicher Artikel zur Nebenüberlieferung der griechischen Dialekte und der Balkanglossen. Seit 2022 Projektleiter des Projekts Macedonian glosses and their Balkan context: the linguistic assessment of the secondary evidence (2021/43/B/HS2/02357; Polnische Forschungsgemeinschaft, NCN). Seit 2016 Vorstandsvorsitzender des HERANetzwerks (Humanities in the European Research Area), eines Konsortiums von 25 europäischen Forschungsgemeinschaften und Ministerien, die Geisteswissenschaften auf europäischer Ebene finanziert.

 

Informationen

 

Datum und Zeit
Dienstag, 21. November 2023, 18:00 Uhr

Ort
PSK-Gebäude, 1010 Vienna, Georg Coch-Platz 2, 3. Stock

und

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Kontakt
Dr. Joachim Matzinger