02.10.2024 | VWA-Mint-Preise

Preisregen für Nachwuchsforscherinnen

25 Maturantinnen, die hervorragende vorwissenschaftliche Arbeiten eingereicht haben, erhielten den VWA-MINT-Preis der ÖAW. Er soll junge Frauen in ihrer Begeisterung für die Naturwissenschaften bestärken.

Applaus im historischen Festsaal der ÖAW für Maturantinnen, deren vorwissenschaftliche Arbeit eine Jury aus Expert:innen überzeugen konnte. © Daniel Hinterramskogler/ÖAW

Maturantinnen aus ganz Österreich stürmten den historischen Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), um einen von insgesamt 25 VWA-MINT-Preisen in Empfang zu nehmen oder mit einer anerkennenden Erwähnung bedacht zu werden.

250 eingereichte Arbeiten mit der Note „Sehr Gut“ waren von 50 Expert:innen der ÖAW begutachtet worden. Die besten zehn Prozent von ihnen wurden nun ausgezeichnet. Eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr, wie sich ÖAW-Vizepräsidentin Ulrike Diebold in ihrer Begrüßungsrede freute: „Es ist uns wichtig, den Nachwuchs zu fördern, die jungen Wissenschaftlerinnen, die morgen oder übermorgen vielleicht den Nobelpreis bekommen werden. Wir haben heuer bereits zum dritten Mal die VWA-MINT-Preise ausgeschrieben, mit denen wir junge Frauen in ihrer Begeisterung für die Forschung unterstützen und bestärken wollen.“

Junge Naturwissenschaftlerinnen fördern

Warum gerade junge Frauen von einer solchen Unterstützung profitieren können, erkannte, wer den Blick zur Decke hob. Dort zeigt das farbenprächtige Barockfresko von Gregorio Guglielmi (1714-1773) eine Welt, in der Frauen als Musen und Allegorien dienen, während die ruhmvolle Rolle der ausführenden Wissenschaftler Männern vorbehalten bleibt. Das ist heute natürlich anders. Doch noch immer sind Frauen in vielen Bereichen der Wissenschaft unterrepräsentiert. Die ÖAW will dazu beitragen, dass sich das ändert. Eine der jungen Preisträgerin nach der anderen kam auf die Festsaal-Bühne und erklärte in wenigen Sätzen, was sie in ihrer Arbeit untersucht hat. Vizepräsidentin Diebold zeigte sich „beeindruckt, zu sehen, wie häufig hier selbstständige Experimente, Feldversuche und Umfragen durchgeführt wurden.“

Eigene Feldforschung

Ein paar Beispiele: Preisträgerin Jael Clara Wernert hat nicht weniger als 150 Schüler:innen ihrer Oberstufe am Evangelischen Realgymnasium Donaustadt befragt, um herauszufinden, wie sich deren Bereitschaft, Erste Hilfe zu leisten, verbessern ließe. Lisa Mandel vom BRG Schloss Wagrain, Vöcklabruck, hat Meereslebewesen mikroskopisch auf Mikroplastikanreicherungen untersucht und Sarah Schwab vom Bundesgymnasium Seekirchen beobachtete stundenlang Zootiere, um zu verstehen, wie sich aktive Beschäftigung durch Tierpfleger:innen auf sie auswirkt.

Viele Arbeiten befassten sich mit Umweltthemen, fragten nach den Kipppunkten des Klimawandels, nach der Bedeutung des Erdzeitalters Anthropozän oder versuchten Nachhaltigkeitstechniken zu verfeinern. So hatte etwa Ella Louisa Taenzer vom Gymnasium Schillerstraße, Feldkirch für ihre Arbeit „Der Schmetterling als Inspiration neuer Nanotechnologien“, die Schmetterlingsflügel mit dem Elektrorastermikroskop und dem Spektroskop untersucht. Aber auch Satelliten, KI, In-vitro-Fleisch aus der Petrischale und andere Zukunftstechniken wurden von den Jungwissenschaftlerinnen erforscht.

Ungewisse Zukunft der VWA

Wer in die Gesichter der Preisträgerinnen und die der anwesenden Eltern und Gymnasialprofessor:innen blickte, sah Selbstbewusstsein, Freude, Stolz. Weniger sichtbar war an diesem Nachmittag, dass eine schriftliche wissenschaftliche Arbeit auch Aufwand bedeutet. Dieser Aufwand, sowie die rasende Entwicklung der KI, lieferte die Begründung dafür, dass die erst 2014 als verpflichtend eingeführte VWA, aktuell wieder in der Diskussion steht. Im Sommer 2024 hatte das Bildungsministerium einen eigenen Expert:innenrat eingesetzt, um über die Zukunft der VWA zu beraten. Wie genau die Reform aussehen und ob es die VWA in der bisherigen Form weiter geben wird, bleibt abzuwarten.

Impressionen vom Festakt