23.08.2024 | Campus Festival

Happy Birthday Anton Bruckner!

Die ÖAW feiert den 200. Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner, der nicht nur Kirchenmusik und Symphonien erschaffen, sondern auch volksnahe Blasmusik geliebt hat. Am Samstag, 7. September gibt es im ÖAW-Arkadenhof die Gelegenheit, Chöre und Blasmusikkapellen live zu erleben und oberösterreichische Kulinarik zu genießen.

Blasmusik ist nur eines der Highlights des Campus Festivals für Anton Bruckner. © AdobeStock

Der oberösterreichische Komponist Anton Bruckner gilt als Eigenbrötler und aufgrund seiner Frömmigkeit als „Musikant Gottes“. Zugleich hat er gern Bier getrunken, war gesellig und hat auch die Volksmusik geliebt. Aus Anlass von Bruckners 200. Geburtstag lädt die ÖAW am 7. September von 9.30 bis 18 Uhr zu einem musikalisch-kulinarischen Festival in den Arkadenhof am Campus Akademie: eine gute Gelegenheit, das facettenreiche Schaffen dieses oft einseitig interpretieren Komponisten kennenzulernen.

Organisiert hat die Veranstaltung der ÖAW-Musikwissenschaftler Robert Klugseder, der für die renommierte Webplattform www.bruckner-online.at verantwortlich ist und maßgeblich am neuen Werkverzeichnis Anton Bruckner mitgearbeitet hat, welches dieser Tage im Verlag Hollitzer im Druck erscheinen wird. Im Gespräch erklärt er, was Besucher:innen auf dem Grätzlfest erwartet: So dürfen Kinder Blasmusikinstrumente ausprobieren. Veranstaltet wird das Festival vom Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage - ACDH-CH der ÖAW. Zudem besteht eine Kooperation mit dem Remasuri-Straßenfest in der benachbarten Wollzeile, das zeitgleich stattfindet, der Bläserjugend des Österreichischen Blasmusikverbandes und der OÖ KulturEXPO Anton Bruckner 2024.

Anton Bruckner in Feierlaune

Wäre Anton Bruckner denn auf dieses Grätzlfest gegangen?

Robert Klugseder:  Das kann gut sein.Er stammt aus einer oberösterreichischen Lehrerfamilie, ist im Dorf aufgewachsen, war später im Männerchor aktiv und nicht zuletzt deswegen auch immer wieder im Wirtshaus anzutreffen. Er hat auch Geige gespielt und Tanzmusik gemacht. Es ist überliefert, dass er viel auf Sängerfesten unterwegs war – als Dirigent, Sänger, aber auch zum Mitfeiern. Die gängige Darstellung, dass Bruckner nur ein Gott gewidmeter Eigenbrötler gewesen sei, ist so also nicht zu halten. 

Es gab eine ältere Generation an Bruckner-Forscher:innen, die den Komponisten fast schon als Heiligen glorifizierte.

Bruckner hatte also viele Facetten, die erst nach und nach entdeckt werden? 

Klugseder: Es gab eine ältere Generation an Bruckner-Forscher:innen, die den Komponisten fast schon als Heiligen glorifizierte, ohne irgendwelche Makel zuzulassen.  Auf der anderen Seite hatte man ihn abwertend auch als „Musikant Gottes“ tituliert. Wie bereits gesagt, schuf Bruckner nicht nur “Kunstmusik“, sondern war auch der einfachen Volksmusik zugeneigt. Eine gewisse Frömmigkeit war damals üblich, vor allem, wenn man wie Bruckner aus einer Lehrerfamilie kam, die immer auch Kirchenmusiker waren und Religion unterrichtet haben. Man charakterisiert Bruckner sicher treffend, wenn man seine Entwicklung vom Kirchenmusiker zum (weltlichen) Symphoniker beschreibt, der den kirchenkritischen Richard Wagner vergötterte und diesen als Vorbild nahm.

Bruckner war mehrmals auf Kur und arbeitete bis zur Erschöpfung. Würde man ihn heute als Burnout-Kandidaten einstufen?

Klugseder: Durchaus, er war auch ein Hypochonder, ständig auf seine Gesundheit fixiert. Und hat sich früh mit dem Sterben auseinandergesetzt.  Es war ihm wichtig, dass eine Totenmaske von ihm angefertigt wird. Kuren musste man sich damals übrigens leisten können, sie waren nicht für das einfache Volk.

Volksfest für alle

Er wollte wiedergeben, wie die Leute beisammen sind, wie sie Spaß haben, gemeinsam trinken und tanzen.

Kommen wir zum Grätzlfest zurück. Es gab im heurigen Gedenkjahr bereits viele Veranstaltungen. Wie wichtig ist Ihnen, niederschwellig zu sein?

Klugseder: Diesen Anspruch hat Bruckner ja bereits selbst erfüllt. Das Finale seiner berühmten, romantischen vierten Sinfonie überschrieb er mit „Volksfest“. Er wollte wiedergeben, wie die Leute beisammen sind, wie sie Spaß haben, gemeinsam trinken und tanzen. Wir von der Abteilung Musikwissenschaft der ÖAW sind die führende Forschungsinstitution zu Anton Bruckner.  Wir wollen aber auch zeigen, dass wir nicht nur theoretisch arbeiten, sondern die Musik Bruckners auch zum Klingen bringen können. Wir wollen mit diesem Fest die gesamte Wiener Bevölkerung ansprechen, ganz besonders natürlich unsere direkten Nachbarn im „Universitätsviertel“, und nicht nur Expert:innen.

Wie sieht das Programm konkret aus?

Klugseder: Wir beginnen mit einem Festgottesdienst, weil Bruckner der Kirchenmusik sehr verbunden gewesen ist.  Kardinal Christoph Schönborn und Präsident Heinz Faßmann werden dabei anwesend sein. Die Messe in e-Moll ist Bruckners berühmteste Messkomposition – und sicher auch die schwierigste. Sie wurde zur Einweihung der Votivkapelle des Linzer Domes 1869 uraufgeführt. Der erste Bauabschnitt war gerade fertig, deshalb musste man die Messe im Freien abhalten. Die Verbindung zur Blasmusik spielt auch in dieser Messe eine zentrale Rolle, das Militärorchester aus Linz hat die Bläserparts übernommen. Wir schicken deshalb auch Blasmusikkapellen aus Oberösterreich und Wien in einem Sternmarsch zur Jesuitenkirche, um die Besucher:innen nach dem Gottesdienst mit einem gemeinsamen Standkonzert zu begrüßen. Dann geht es gemeinsam in den Arkadenhof der ÖAW, wo das eigentliche Festival beginnt.

Instrumente für Kids

Wir wollen den Kids  die für dieses Genre typischen Instrumente wie Trompete, Posaune, Tuba oder Klarinette näherbringen.

Was passiert beim Kinderprogramm?

Klugseder: Am Land wächst man mit Blasmusikkapellen bei Dorffesten auf, in Wien hingegen haben die wenigsten Kinder einen Bezug zur (im restlichen Österreich) so wichtigen Blasmusikkultur. Wir wollen den Kids  die für dieses Genre typischen Instrumente wie Trompete, Posaune, Tuba oder Klarinette näherbringen. Und damit auch den Wiener Blasmusikkapellen helfen, Nachwuchs zu finden.  Kinder dürfen beim Festival auf diesen Instrumenten spielen.  Das ist ein tolles Erlebnis, wenn sie in eine Tuba blasen und es kommt tatsächlich ein Ton heraus. Zusätzlich werden auch Spiele für Kinder angeboten, die das Ziel haben, das Leben und Wirken Bruckners altersgemäß zu vermitteln. Für die Erwachsenen gibt es als Hommage an Bruckners Heimat Freistädter Bier und Schmankerln aus der oberösterreichischen Küche. 

 

AUF EINEN BLICK

Das Campus Festival für Anton Bruckner wird vom Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der ÖAW veranstaltet. Zudem besteht eine Kooperation mit dem Remasuri-Straßenfest in der benachbarten Wollzeile, das zeitgleich stattfindet, der Bläserjugend des Österreichischen Blasmusikverbandes und der OÖ KulturEXPO Anton Bruckner 2024.

Datum: 7. September 2024 ab 9.30 Uhr

Ort: Arkadenhof im Campus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Bäckerstraße 13 und Dr. Ignaz-Seipel-Platz 1
1010 Wien

Programm