Die Eröffnungserzählungen der japanischen Geschichtswerke Kojiki und Nihon Shoki aus dem frühen 8. Jahrundert sind nach moderner wissenschaftlicher Lesart Mythen. Sie ähneln einander auf den ersten Blick, offenbaren schließlich aber tiefgreifende Unterschiede, die nicht zuletzt die unterschiedliche Rezeption der Geschichtswerke erklären könnten.
Auf Einladung des Instituts für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens der ÖAW beleuchtet Robert F. Wittkamp, Professor für Kultur- und Literaturwissenschaften an der Universität Kansai in Osaka die Besonderheiten der beiden frühen Geschichtswerke. In seinem Vortrag „Zur Herkunft der japanischen Mythen“ vergleicht er die Textbausteine unterschiedlicher Provenienz, die in die Eröffnungserzählungen Eingang gefunden haben. Sie könnten ein Schlüssel zum Verständnis der unterschiedlichen Rezeption der beiden Geschichtswerke – bis ins frühe 18. Jahrhundert wurde das Nihon Shoki als erstes offizielles Geschichtswerk favorisiert, heute das Kojiki – sein.