Grotesk! Ungeheuerliche Künste und ihre Wiederkehr
Im umfangreichen Œuvre des kaiserlichen Theateringenieurs Lodovico Ottavio Burnacini (1636–1707), das sich im Bestand des Theatermuseums in Wien befindet, sind ca. 125 Handzeichnungen den Bereichen Groteske und Comœdie zuzuordnen: Ungeheuerliche und kuriose Figuren, minutiöse Studien nicht ebenmäßiger Gesichter und überfüllte Szenenbilder treffen auf Maskenfiguren der Commedia all’improvviso. Geprägt von leuchtenden Farben, Exzentrik und lustvoller Veränderung ‚natürlicher‘ Proportionen, zeugen Burnacinis Zeichnungen von einem Menschenbild, in dem die Grenzen zwischen dem Pflanzlichen, Tierischen, Mechanischen und Humanen verschwimmen. In dieser Konfusion scheinen Groteske und Comœdie einander zu bedingen: In einem Spiel, das bildliche Extreme verbindet, erzeugt die Unheimlichkeit des Un- oder Andersförmigen das Lachen. Dieses wiederum verformt Leiber und Gesichter.
Die Wiederentdeckung dieser ikonografisch erlesenen Zeichnungen des Meisters wird zum Anlass genommen, eine multidisziplinäre Tagung zur Auseinandersetzung mit dem weiten Thema der Groteske und seiner Rezeption auszurichten.
Im Rahmen der Ausstellung Groteske Komödie im Theatermuseum findet die IKT-Jahrestagung in Kooperation mit dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien und dem Theatermuseum statt.