Maria Theresia fiel aus dem Rahmen. Nicht, weil sie als Frau regierte – das kam im dynastischen Europa der frühen Neuzeit durchaus häufiger vor –, sondern weil sie als Herrscherin stets einen Mann an ihrer Seite hatte, erst ihren Mann Franz Stephan, dann ihren Sohn Joseph II. Beide wurden von ihr zum Mitregenten ernannt, standen als Kaiser aber im Rang über ihr.
Bettina Braun, Historikerin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz nimmt diese komplexe und ungewöhnliche Konstellation bei einem Vortrag an der ÖAW zum Thema „‘Einmal hat Habsburg einen Mann, und dann ist es eine Frau‘ – Maria Theresia: Herrschaft und Geschlechterrollen im 18. Jahrhundert“ in den Blick. Auf Einladung des Instituts für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung sowie des Instituts für kunst- und musikhistorische Forschungen der ÖAW thematisiert Braun die in diesen Arbeitspaaren verwirklichten Geschlechterrollen und die Art der Arbeitsteilung.