Politisch-ideologischer Missbrauch des Mittelalters ist in manchen Ländern nach wie vor aktuell; Wachsamkeit bleibt notwendig. Forschende müssen sich am Dialog mit der Öffentlichkeit beteiligen und sich bemühen, dass ihre Stimme stets hörbar bleibt. Irreführenden oder phantastischen Bildern eines imaginierten Mittelalters muss man mit soliden und fundierten Forschungsergebnissen begegnen. Der Verlust der historischen Urteilsfähigkeit und damit des kulturellen Gedächtnisses droht; eine umfassende wissenschaftliche Beschäftigung mit Geschichte ist daher heute besonders dringlich. Schon einmal, im Lauf des 19. Jahrhunderts, haben sich romantische Mittelalterbilder, zu denen renommierte Historiker beigetragen haben, zu aggressiven nationalen und autoritären Ideologien verselbständigt. So sehr ein breites Interesse an Geschichte zu begrüßen ist – die ständige professionelle wissenschaftliche Beschäftigung mit der Vergangenheit ist die einzige Möglichkeit, Missbrauch und Beliebigkeit im Umgang mit der Geschichte entgegenzutreten.