Mi, 05. Oktober 2022 | Kategorie Porträt

Saida Alimdjanova - Was bedeutet Frieden?

Saida Alimdjanova, 18, aus Wien, begeistert die Interdisziplinarität. Sie hat sich mit der Präambel der Schweizerischen Bundesverfassung beschäftigt und diskutiert, wie nachhaltige Friedenssicherung in Krisenzeiten aussehen kann.

Ich habe Anfang Juli an einer Akademie der Schweizerischen Studienstiftung teilgenommen, unser Thema war: „Davor – Ästhetik des Antizipatorischen“. Da haben uns mit Prologen in der Literatur, Préludes in der Musik, aber auch verfassungsrechtlichen Vorwegnahmen beschäftigt – so haben wir das „Davor“ in all seinen Ausprägungen untersucht. Gegen Ende der Veranstaltung haben wir die Präambel der Schweizerischen Bundesverfassung analysiert.

Ich bin 18 und habe heuer maturiert. Im Herbst werde ich Politik, Philosophie und Ökonomie an der University of Warwick studieren, aber nicht, weil ich unbedingt nach England möchte, sondern weil ich das dortige interdisziplinäre „bridge model“ exzellent finde. Meine Eltern arbeiten bei der UNO, wir sind 2008 nach Österreich übersiedelt. Ich habe hier meinen Bildungsweg eingeschlagen, habe in Usbekistan weder Kindergarten noch Schule besucht. Die usbekische Amtssprache spreche ich daher nicht, ich habe nur Grundkenntnisse, aber ich kann Russisch. Zur Studienstiftung bin ich eher zufällig gekommen: Ende August 2021 habe ich ein Informationsmail erhalten – und war vom Projekt und der akademischen Förderung auf Anhieb fasziniert.  
 
Als Vorbereitung habe ich mir die Präsentationveranstaltung der Studienstiftung auf YouTube angeschaut, in der mich die Auswahlseminar-Präsentationen und Eloquenz der Teilnehmer:innen ziemlich beeindruckt hat. Für mich war es tatsächlich ein radikaler Umbruch, so viele Gleichgesinnte zu treffen, von denen ich lernen kann. Die mich dazu anregen, meinen intellektuellen Horizont zu erweitern – auch ältere Studierende aus allen möglichen Fachbereichen.
 
Der SDG-Workshop im März hat mich auch begeistert, da ging es um Ziele für nachhaltige Entwicklung, man konnte Expert:innen aus diesem Bereich direkt Fragen stellen. Friedenssicherung ist ein Grundmotiv der Agenda 2030, und dieser Workshop fand unmittelbar nach Ausbruch des Ukraine-Krieges statt. Deshalb wollte ich als Politikinteressierte erfahren, ob populistische Politiker:innen die Fluchtbewegung aus der Ukraine als Anlass nehmen würden, erneut verstärkt gegen Migration zu agitieren. Und welchen Stellenwert Friedenssicherung unter all den anderen Punkten der Agenda hat, ob sie als 16.  Ziel allen anderen SDGs unterliegt.

Auch beeindruckend war die zweite Sommerakademie mit dem Titel „Die Bedeutung von Seemacht für die Außenpolitik – Zum Verständnis moderner Marinestrategie am Beispiel Russlands und Deutschlands“, die von zwei Kapitänleutnanten der Deutschen Bundeswehr geleitet wurde. Von Flugzeugträgerkapazitäten über Einsätze am Horn von Afrika bis hin zur Militärdoktrin der Russischen Föderation – das Spektrum unserer Arbeitsgruppe umfasste zahlreiche aktuelle Fragen.