Do, 25.02.2021 12:00 | Kategorie Seminar

Textkulturen. Historische Umgangsweisen mit Text: Schreiben – Verbreiten – Lesen.

Winterseminar

Zeitraum: 25. –26. Februar 2021

Dauer: 2 Tage

Ort: Das Seminar findet als Webinar statt.

Voraussetzungen: Computer, Tablet o. ä. mit ausreichend großem Bildschirm, Kamera und Audio sowie eine stabile Internetverbindung mit ausreichender Bandbreite

Sprache: Deutsch

Zahl der Teilnehmer/innen: max. 25

Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Ass. Mag. Dr. Daniel Ehrmann (Universität Salzburg, Fachbereich Germanistik)

Inhalte des Seminars: Exemplarische Erkundungen von spezifischen Textkulturen (Prachthandschriften, Flugschriften, Dichternachlässe, Literatur im Online-Zeitalter)

Kurzbeschreibung: Literatur begegnet in allen Kulturen, zu allen Zeiten und sie ist auch heute noch den meisten von frühester Kindheit an geläufig. Wem einmal das Märchen von Rotkäppchen erzählt wurde, ist ihr bereits begegnet – in Form eines aus mündlicher Tradition stammenden Textes, der im 19. Jh. von den Brüdern Grimm in eine schriftliche Form gebracht wurde. Der Wechsel zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit, zwischen festem Werk und beweglichem Text, der in dem Märchen steckt und sich in unzähligen Kinderzimmern aufs Neue vollzieht, wird nur selten wahrgenommen. Freilich wird Literatur vor allem konsumiert und nur selten auch zum Gegenstand der Reflexion. Selbst dann wird eher darüber nachgedacht, ob etwas ‚gute‘ oder ‚schlechte‘ Literatur ist, und weniger darüber, in welcher Gestalt sie uns begegnet. Genau das wollen wir aber in dem Webinar versuchen. Es wird uns darum gehen, vornehmlich literarische Texte in Beziehung zu ihrer Materialität und Medialität zu setzen. Literatur erscheint dann als ein historisch und kulturräumlich durchaus wandelbares Bündel aufeinander bezogener Praktiken: des Schreibens und Sprechens, des Lesens und Hörens sowie des Verbreitens und Memorierens. Jede der Umgangsweisen beruht auf historisch wandelbaren und kulturell gut verankerten Voraussetzungen, die wir exemplarisch über den Zeitraum von den frühesten deutschen Textzeugnissen bis zur Gegenwart erkunden wollen. Dabei beschäftigen uns Fragen wie: Wieviele Schafe braucht man für eine Bibel? Was ist ein Autor? Ist er wirklich nur einer oder gleich ein Kollektiv? Warum verkauft man Bücher fässerweise? Wie dauerhaft sind Texte auf Pergament, Papier und im Internet? Ist Lesen ein stilles Unternehmen? Wo passiert die Reformation? Wie macht man ein Pamphlet? Wie kommt das ‚Ich‘ in die Dichtung? Schreiben Autoren Bücher? Und kann man den Wert eines Textes sehen? Obwohl uns im Webinar die Anschauungsobjekte nur digital zur Verfügung stehen werden, wollen wir stets ausgehend von konkreten Objekten einige der wichtigsten textkulturellen Verschiebungen und Umbrüche nachvollziehen. Wir werden dabei die kulturellen Spezifika der Produktion, Distribution und Rezeption von Texten in Handschriften-, Druck- und digitalen Textkulturen von der Bibel bis zu Elfriede Jelineks „Privatroman“ Neid, der nur auf der Homepage der Autorin abrufbar ist, erkunden.