Mi, 21.09.2022 0:00 | Kategorie Seminar

Energiewende und Mobilität

Die Teilnehmenden am Seminar erhalten Einblick in historische Energie-Transformationen sowie verschiedene Energie- und Emissionsszenarien und werden gemeinsam Strategien entwickeln, wie man die Energiewende schaffen könnte.

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Zeitraum: 21.–23. September 2022 (Anreise am 20. September 2022)
Dauer: 3 Tage
Ort: JUFA Hotel Wien Simmering
Sprache: Deutsch
Zahl der Teilnehmer/innen: 20–25
Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Georg Brasseur (TU Graz) und Dr. Keywan Riahi (IIASA)

Inhalte des Seminars: Präsentationen durch die wissenschaftlichen Leiter mit interaktiven break-out Sessions, Vergabe von Aufgaben (Datensammeln, Berechnungen, graphische Aufarbeitung, Erarbeiten von Szenarien) an die Teilnehmer/innen für Teamarbeit in kleineren Gruppen und Präsentation im Plenum, zwei Exkursionen.

Kurzbeschreibung: Im Jahr 2019 war der Weltenergiebedarf zu 84,3 % von fossilen Quellen wie Steinkohle, Öl und Erdgas abhängig und nur 15,7 % stammten aus Quellen mit geringen fossilen CO2-Emissionen. Davon waren 3,3 % Wind- und Solarenergie und diese beiden unerschöpflichen Energiequellen sollen in den nächsten Jahrzehnten nahezu alle fossilen Energieträger ersetzen. Die erfolgreiche Umsetzung dieser schier unlösbaren Aufgabe ist die Voraussetzung, die Erderwärmung auf maximal 1,5 °C und in fernerer Zukunft auf die mittlere Temperatur des 20. Jahrhunderts zu beschränken.
Wind- und Solarenergie sind großtechnisch nicht direkt nutzbar, sondern müssen über Windräder respektive über Photovoltaik oder Thermosolarkraftwerke in Strom umgewandelt werden. Da Strom keine Energie hat, sondern nur Energie von der Quelle (Wind und Sonnenstrahlung) zu den Verbrauchern liefert, Strom großtechnisch nicht speicherbar ist und interkontinental nicht übertragen werden kann, muss sich die Struktur des globalen Energiesystems signifikant ändern. Statt weiterhin ein von den Verbrauchern bestimmtes Energiesystem zu haben, zwingen die volatilen Energiequellen Wind und Sonne die Verbraucher und die industriellen Prozesse, immer nur dann elektrische Energie verwenden zu können, wenn Wind oder Sonnenenergie verfügbar sind. Die fossile Energie hat neben dem günstigen Preis den großen Vorteil, dass sie sehr hohe Energiedichte hat, in gut speicher- und transportierbarer Form (Kohle, Öl, Gas) vorliegt und in Kraftwerken oder industriellen Prozessen immer dann freigesetzt werden kann, wenn der Mensch oder ein Prozess Energie benötigt. Insbesondere der konkurrenzlos günstige Preis der fossilen Energie wird die Defossilisierung des Energiesektors besonders erschweren.
Da nahezu die gesamte volatile Energie als Strom anfällt und sehr viele Verbraucher wie Haushalte, die Informations- und Kommunikationstechnologie, die Industrie und auch der Verkehr diesen Strom benötigen, wird ein Wettstreit um diese kostbare Energieform entstehen und nur jene Verbraucher werden den Strom bekommen, die keine andere Option haben. 15 Stand 22. März 2022 Das Seminar wird basierend auf dem Status quo der globalen wie europäischen Energieversorgung Strategien entwickeln, wie man die Energiewende schaffen könnte. Ein weiterer Teil des Seminars fokussiert zunächst auf historische Energie-Transformationen des 19. und 20. Jahrhunderts. Hierbei werden die Zeitskalen der Technologiediffusion aus der Vergangenheit mit dem notwendigen technologischen Wandel zur Einhaltung der zukünftigen Energie- und Klimaziele verglichen. Basierend auf den Erkenntnissen des sechsten Sachstandberichtes des Weltklimarates werden verschiedene Energie- und Emissionsszenarien vorgestellt und der mögliche Beitrag verschiedener Sektoren für das Erreichen von netto-Null-Emissionszielen diskutiert. Hierbei wird vor allem auf die Wichtigkeit des fundamentalen Wandels der Bedarfssysteme (Mobilität, Wohnen, Konsumgüter und Industrie) hingewiesen werden.
Die Digitalisierung kann eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen, vor allem um die Kreislaufwirtschaft und die „shared economy“ zu ermöglichen. Das Seminar wird EnergieEinsparpotenziale von verbesserten Dienstleistungssystemen (durch Vernetzung und „smarte“ Endgeräte) präsentieren und mögliche Rebound-Effekte aufzeigen.
Auf Grund der geringen verbleibenden Zeit zur Erreichung der Klimaziele kann es eventuell notwendig werden (zusätzlich zu Emissions-Vermeidungs-Maßnahmen), Treibhaugase direkt aus der Atmosphäre zu entfernen. Das Seminar wird die technologischen Optionen, Potenziale und Kosten der Kohlenstoffentnahme präsentieren und die Risiken der verschiedenen Maßnahmen diskutieren. Es werden Verteilungsgerechtigkeit, ökonomische Auswirkungen, also auch mögliche Zielkonflikte und Synergien der Energiewende mit anderen gesellschaftlichen (Nachhaltigkeits-)Zielen diskutiert.

Zusammengefasst ist das Leitmotiv des Seminars Fakten basiert vorzugehen, kuratiertes Wissen weiterzugeben, auf Mythen der Energiewende hinzuweisen und politische Meinungen auszuklammern, mit dem Ziel, bei den Teilnehmer/innen Verständnis für die Energiewende Europas und die zukünftige Mobilität zu bewirken.

Programm (Auszug):

Mittwoch, 21. September 2022

Die Energiewende: eine historische Perspektive (Vortrag und Diskussion)

Besichtigung des KWK-Kraftwerks Donaustadt (Block 3 und Photovoltaikanlage) und VERBUND Hydro Power Kraftwerks Freudenau

Donnerstag, 22. September 2022

IPCC Szenarien: Kosten und Herausforderungen. Optionen, die die Wissenschaft vorschlägt (Vortrag und Diskussion)

Besichtigung des EVN Windparks Deutsch-Wagram

Freitag, 23. September 2022

Carbon Dioxide Removal, Necessary Changes (Vortrag und Diskussion)