03.06.2022

SOUNDS & SIGHTS OF SCIENCE #6

Österreichische Dialektaufnahme über elektrisches Licht - vorgestellt von Benjamin Fischer

Oberwart 1954 © Österreichische Nationalbibliothek (https://onb.digital/result/10BA90B1)

Was ist zu hören?

In diesem Ausschnitt streiten (vermutlich scherzhafterweise) zwei Männer im Alter zwischen 40 und 50 Jahren aus dem Bezirk Oberwart (Burgenland) über einen Nachteil, den die Einführung der Elektrizität mit sich gebracht hat. Die Aufnahme (Katalognummer B 1534) wurde vom Phonogrammarchiv gemeinsam mit Maria Hornung, einer der zentralen Figuren der österreichischen Dialektologie, im Jahr 1957 auf Tonband durchgeführt. Das Phonogrammarchiv besitzt eine umfangreiche Sammlung an historischen Dialektaufnahmen aus Österreich und historisch verbundenen Gebieten, wobei durch die besondere Unterstützung des Landes Burgenland die Dichte der Aufnahmen in diesem Bundesland besonders hoch ist: Fast jede Gemeinde ist mit jeweils mehreren Orten erfasst.

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Was ist daran besonders interessant?

Die Tonbandaufnahmen historischer Dialekte sind nicht nur als sprachliche Zeugnisse von Interesse, sondern geben auch einen Einblick in das tägliche Leben der aufgenommenen Menschen (o.ä.). Die Themen, die in den Aufnahmen besprochen werden, beinhalten unter anderem Erklärungen zu Brauchtum oder Arbeitsvorgängen, Erzählungen aus dem persönlichen Leben der Gewährspersonen; die Aufnahmen geben aber auch, wie in diesem Ausschnitt, spontane Gespräche zwischen Menschen wieder. Das Tondokument illustriert auf amüsante Weise, wie sich Lebensgewohnheiten und damit verbundene Ansichten verändern können. Man ist versucht, zu denken, dass sich heute niemand mehr vorstellen könnte, so vehement gegen das elektrische Licht zu argumentieren. Dem lässt sich jedoch folgende gern getroffene Feststellung entgegenhalten: Je mehr die Dinge sich ändern, desto mehr bleiben sie, wie sie sind …

 

Wie beschäftige ich mich damit?

Am Phonogrammarchiv bin ich Teil des Kooperationsprojekts Korpus österreichische Dialektaufnahmen aus dem 20. Jahrhundert. Dort bin ich an der Anreicherung und Systematisierung der Metadaten von ca. 2500 Dialektaufnahmen mit einer Spielzeit von insgesamt 520 Stunden beteiligt. Der Umfang an österreichischen Sprachaufnahmen am Phonogrammarchiv geht aber noch weit darüber hinaus.


Benjamin Fischer ist derzeit Techniker im Audiobereich.

 

Links:

Kooperationsprojekt Korpus österreichische Dialektaufnahmen aus dem 20. Jahrhundert

“Digitising a corpus of Austrian dialect recordings from the 20th century”