04.11.2019

Das Taxi der Zukunft schadet dem System

Autonome elektrische Fahrzeuge bedeuten ein riesiges Defizit für den Staat. Neue Preismodelle sind gefordert, wenn in Zukunft auch fahrerlose elektrische Fahrzeuge am Verkehr teilnehmen werden. Für Tanja Sinozic (ÖAW-ITA) brennt das Thema: „Um sicherzustellen, dass die Verbreitung von autonomen elektrischen Fahrzeugen zum Gemeinwohl beiträgt, brauchen wir jetzt einen offenen politischen Diskurs, und nicht erst, wenn es schon zu spät ist.“

Ein autonomes Fahrzeug bei einer Testfahrt in Los Altos, Kalifornien (Foto: Dllu/Wikimedia, CC4.0)

Der Anteil an elektrischen Fahrzeugen wird sich aktuellen Prognosen zufolge bereits bis 2030 vervielfachen. Auch der Anteil an autonomen Fahrzeuge, die untereinander Daten austauschen und sich ohne zu parken im Verkehr einordnen, soll sich wesentlich erhöhen. Wenn sie aber im Verkehr zugelassen sind, werden für den Staat gleichzeitig Einnahmen aus etwa Benzinsteuer oder Parken wegfallen.

Die Ökonomin und Technikforscherin Tanja Sinozic vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW hat gemeinsam mit ihren KollegInnen Stefanie Peer (WU Wien) und Martin Adler (Universität Amsterdam) die Möglichkeiten und Risiken in einem aktuellen Fachartikel unter die Lupe genommen, die durch den Einsatz autonomer Fahrzeuge auf nationale Budgets zukommen könnten.

„Wenn wir große Defizite vermeiden wollen, müssen wir jetzt schon neue politische Maßnahmen diskutieren und schauen wie  wir sie implementieren, damit öffentliche Gelder erhalten bleiben. Denn das würde sich ja wieder auf andere Bereiche wie Bildung und Gesundheit auswirken. Unser Ziel war daher, verschiedene Preismodelle zu analysieren, durch die wieder Geld einfließen könnte. Dazu gehört auch geschicktes Mobility Pricing, also etwa dass Nutzer autonomer Fahrzeuge weniger Steuern für Fahrten zahlen, auf denen sie Staus und Hauptverkehrszeiten vermeiden.“

Ego-Fahrten sollen mehr kosten

Möglich wird dies in Zukunft auch, da Fahrten schon jetzt individuell erfasst werden. Wer wohin fährt, wie lange es dauert, und ob die Route mit dem wenigsten Verkehr ausgewählt wurde, weiß man bereits jetzt. Diese Informationen können dazu genutzt werden, attraktive Preismodelle je nach Fahrt zu gestalten. „In den USA kann man sich bereits jetzt bei Anbietern entscheiden, ob man gemeinsam mit anderen fahren will, und ob man jene Routen nimmt, die etwas ruhiger sind. So wird die Fahrt günstiger. Ähnlich könnten man auch den Firmen vermitteln, dass sie davon profitieren, wenn sie versuchen Störungen zu vermeiden.“

Von: DRied