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RÜDIGER GÖRNER (London): „Mit dem Genius steht die Natur in ewigem Bunde“. Zur Genie-Ideologie in gewandelter Perspektive.
doi: 10.1553/spk42_2s213


Genies gehen quer über die Gleise der Konvention. Sie verkörpern – aus der Sicht der medienvermittelten Popularästhetik – den Prototypus des inspiriert Schaffenden. Gerade im Medienzeitalter, welches den Starkult ungehemmt vorführt, erfreut sich die Genie-Ideologie neuer Beliebtheit. Ausgehend von diesen Befunden versucht dieser Beitrag, die Rede vom Genie mit dem Problem der "self-creation" (Richard Rorty) zu verbinden. Von besonderem Interesse ist hierbei Thomas Carlyles These vom Werk oder "Buch" als dem eigentlich Handelnden, wodurch dessen kulturkonservative Selbstpositionierung in dieser Frage einen überraschenden Ausblick auf die (Kritik an der) Genie-Konzeption in der Moderne ermöglicht.


From the point of view of media-assisted popular aesthetics the "genius" remains the prototype of an inspired "creator" of artefacts of all sorts. This article relates Richard Rorty's notion of "self-creation" to Carlyle's idea of "the book", or indeed any artistic work, being the real protagonist in the story of cultural development. In so doing it shows how Carlyle's approach, mainly associated with conservatism in culture, can offer a surprising perspective on, and insight into, the critical appreciation of genius in modernism.