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Paul Goetsch (Denzlingen): Das Motiv der leeren Seite in der modernen englischen und amerikanischen Lyrik.
doi: 10.1553/spk41_2s283

Das Ringen des Dichters mit der leeren Seite ist ein beliebtes Motiv der modernen englischen und amerikanischen Lyrik. Folgende metaphorische Bedeutungen lassen sich unterscheiden: (1) die unstrukturierte Fläche (Wildnis, Wüste, Schneelandschaft), (2) der potentielle Ort des zu schreibenden Textes (eine Insel im Meer der Wörter), (3) die Rückseite des Textes oder die Geschichten unterhalb der Vorder- und Rückseite (die z. T. unbewussten Hindernisse, die dem Schreiben entgegenstehen), (4) die Seite, die leer zu sein scheint, in Wirklichkeit aber bereits mit Texten, Diskursen, kulturellen Vorstellungen beschrieben ist. Die poetologische Relevanz dieser Metaphorik wird an einer Reihe von Texten erläutert, die sich mit der Stoff- und Formenwahl, der Inspiration und dem schöpferischen Prozess befassen.


The theme of the writer's struggle with the blank page frequently occurs in modern English and American poetry. Four metaphorical meanings of the empty page can be distinguished: (1) an unstructured space (wilderness, desert, winter landscape; (2) the space to be written in (an island in a sea of words); (3) the other side of the text or the stories beneath the poem which include the (subconscious) obstacles to writing; (4) a page that appears to be empty, but actually has been written on by other texts, various discourses, and cultural ideas. The relevance of these metaphors is illustrated with a number of texts that concentrate on the choice of subject matter, poetic form, the role of the imagination and the creative process.