Wohl kaum ein anderes Genre kann als melodramatischer als der Komponistenfilm bezeichnet werden. Dies scheint nicht verwunderlich, denn gerade hier verbinden sich Drama und Melos zwangsläufig, agieren doch Musikschaffende als Protagonisten. Somit sind es in der Regel ihre Kompositionen, die den Soundtrack zu ihrem filmisch-fiktiven Leben liefern. Davon machte der Film seit jeher ausgiebig Gebrauch und erschuf effektvolle Images, die emotional anrühren und darüber hinaus Momente der Inspiration erlebbar gestalten – auch und gerade, wenn diese Momente künstlerisch konstruiert waren. In historischer Hinsicht stellt das Komponistenmelodram daher eine durchaus neue Weise dar, Lebensgeschichten zu erzählen, indem die Möglichkeiten von Anschaulichkeit und Anhörbarkeit innovativ zunutze gemacht werden. Dies betrifft nicht zuletzt die Aufladung des klassischen Kanons mit biografischen Belangen und Episoden.

Ausgehend von der breiten Wirkmacht, die Komponistenfilme von Mozart bis Tschaikowsky und Mahler bis heute entfaltet haben, unternimmt das Projekt den Versuch einer neuen und umfassenden Darstellung dieses Genres und berücksichtigt dabei besonders seine Vorläufer in Belletristik und Musiktheater sowie die bildende Kunst im Sinne der häufig anregend wirksamen visuellen Medien. Insbesondere werden die Filme selbst in ihrer medialen Disposition – in Bezug auf das dynamische Verhältnis zwischen Skript, Bild und Ton – in neuer Weise unter die Lupe genommen.

Dahinter steht die Suche der Regisseure und Produzenten nach den Möglichkeiten der Inspiration der Komponisten, nach dem Kern des Schöpferischen und Geniehaften, das in den Filmen enthüllt werden soll und zugleich aber Strategien der Selbst- und Fremdmythisierung unterliegt.

Die Ergebnisse des Projekts werden in einer selbständigen Publikation im Verlag edition text + kritik (München) im Herbst 2025 erscheinen.

 

Kontakt und Projektleitung

Univ.-Doz. Dr. Werner Telesko


Projektmitarbeit

Prof. Dr. Stefan Schmidl (ACDH-CH)


Laufzeit

September 2024 – August 2025


Finanzierung

Stadt Wien, MA 7 – Kultur-, Wissenschafts- und Forschungsförderung