17.07.2018

Nachruf Dipl.-Ing. Dr.mont. Thomas Schöberl

Herr Dipl.-Ing. Dr.mont. Thomas Schöberl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Erich Schmid Institut für Materialwissenschaft der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ist am Freitag, den
13. Juli 2018, plötzlich und unerwartet nach einem tragischen Unfall verstorben.

Thomas Schöberl wurde 1953 in Duisburg/BRD geboren und verbrachte den Großteil seiner Jugendzeit in Duisburg und Essen. Nach der Übersiedelung der Familie nach Leoben begann er das Studium der Technischen Physik an der Technischen Universität Graz, welches er 1982 abschloss. Bereits mit seiner Diplomarbeit startete seine berufliche und akademische Karriere am Erich Schmid Institut. Seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten führte er auf dem Gebiet der Oberflächenphysik durch, speziell über die Ursachen des Sprödbruchs bei Hochtemperaturwerkstoffen. Danach beschäftigte er sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Erich Schmid Institut mit Segregations- und Diffusionsvorgängen in Festkörpern. 1993 erlangte Thomas mit der Dissertation "Kohlenstoff in einem Molybdän-Einkristall: Diffusion und Segregation an eine (001)-Oberfläche" sein Doktorat an der Montanuniversität Leoben.

Etwa nach der Jahrtausendwende entwickelte sich Thomas zu einem international anerkannten Experten auf dem Gebiet der Nanoindentation. Er schuf viele wertvolle Beiträge zur Weiterentwicklung und vollständigen wissenschaftlichen Durchdringung dieses Gebietes. Mittels Nanoindentierung konnte er neue Einblicke in die Struktureigenschaften vieler technischer Werkstoffe gewinnen, z.B. Titanaluminide, verschiedene Schichtwerkstoffe, metallische Gläser, Nanomaterialien. Besonders spannend fand er die Erforschung der mechanischen Eigenschaften von biologischen Materialien, wie Holz, Knochen und spezielle Werkstoffe der Tierwelt. Als einen seiner größten wissenschaftlichen Erfolge ist sein Beitrag zur Erforschung der mechanischen Eigenschaften der Zähne bestimmter Meereswürmer („Glycera dibranchiata“) zu sehen, welcher zu einer Publikation im renommierten Wissenschaftsmagazin „Science“ führte.

Neben seiner erfolgreichen Tätigkeit in der akademischen Forschung war Thomas Schöberl auch in der Lehre an der Montanuniversität Leoben tätig, wo er sein umfangreiches Wissen an Studenten weitergeben konnte.

In seiner Freizeit huldigte Thomas sehr verschiedenen Hobbies, die er mit seinen viel geliebten Söhnen teilte. Er war ein großer Bewunderer von Dampflokomotiven und ihrer Technik. Er baute für seine Gartenbahnanlage zwei „live-steam“ Dampflokomotivmodelle, die, mit echter Lokomotivkohle gefeuert, erstaunliche Zugkräfte entwickelten. Darüber hinaus war Thomas selbst geprüfter Lokomotivführer und fuhr oft an Wochenenden – nicht selten übervolle und schwere – Züge bei Touristikbahnen. Zudem war er ein leidenschaftlicher Musiker und spielte als Bassist in verschiedenen Formationen, von Country- bis Rockbands, was er uns erst vor kurzem bei seiner Feier zu seinem 65. Geburtstag noch einmal nachdrücklich zeigen konnte. Mit schwerem Herzen ist an dieser Stelle auch sein Interesse am Motorradsport zu erwähnen.  Last but not least gehörten auch seine zwei Leonberger Hunde, Sonny und Rita, zu seinem Lebensstil.

Am Institut war Thomas stets ein freundlicher und hilfsbereiter Kollege, der sich nicht zu gut war, auch scheinbar triviale Fragen immer und immer wieder geduldig zu beantworten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Erich Schmid Institut für Materialwissenschaft trauern um einen hervorragenden Wissenschaftler, der in seiner feinen und zurückhaltenden Art ein sehr geschätzter und wertvoller Kollege war. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, der wir von Herzen unser Mitgefühl ausdrücken.