Österreichische Studienstiftung
Botschafter Johannes Fankhauser:
„Eine Plattform für junge, kreative Köpfe“
Johannes Fankhauser ist in Tirol aufgewachsen, inzwischen arbeitet er in Oxford, wo er ein Doktorat in Philosophie der Physik absolviert. Dabei hilft ihm ein Stipendium der Schweizerischen Studienstiftung. Deshalb will der Nachwuchswissenschaftler dazu beitragen, auch in Österreich eine Studienstiftung für jungen Talente auf die Beine zu stellen.
Sie machen derzeit ein Doktorat in Philosophie der Physik. Was sind die Fragen, mit denen Sie sich im Zuge dieser Arbeit beschäftigen?
Ich gehe zum Beispiel der Frage nach, ob Quantenmechanik und Determinismus zusammenpassen und was die Realität von „unbeobachteten“ physikalischen Systemen ist. Die Quantenmechanik macht nur statistische Aussagen und ist unvollständig, es gibt aber Möglichkeiten, die Theorie so zu formulieren, dass sich trotzdem eine deterministische Welt ergibt, in der wir aus dem Anfangszustand eines Systems ableiten können, wie es sich entwickeln wird. Wir konnten aber zeigen, dass es unter den Gegebenheiten der Standard-Quantenmechanik prinzipiell nicht möglich ist festzustellen, ob die Welt deterministisch ist oder sich zufällig verhält.
Es gibt aber noch einige ungeklärte Fragen.
Das heißt, dass viele der Eigenartigkeiten der Quantenmechanik verschwinden werden?
In einer realistischen Formulierung mit definiten Eigenschaften zu allen Zeiten hat man zumindest manche Probleme der Quantenmechanik gelöst, wie zum Beispiel das Messproblem. Es gibt aber noch einige ungeklärte Fragen. Die kontraintuitiven - also sich dem Alltagsverständnis entziehenden - Eigenschaften bestehen weiter, aber man kann sie jetzt besser verstehen.
Wird die Luft für den Determinismus in der Quantenwelt nicht bereits dünn?
Nein. Ausgeschlossen wurden deterministische Formulierungen bislang weder theoretisch noch experimentell.
Sie haben zuerst Physik studiert und beschäftigen sich jetzt mit der Philosophie der Physik. Kommt das überall gut an?
Die Philosophie wird oft wenig ernst genommen. Ich sage daher oft, dass ich mich mit den Fundamenten der Physik beschäftige, nicht dass ich Physik-Philosoph bin. Das liegt daran, dass viele Menschen nicht wissen, was Philosophie in diesem Zusammenhang überhaupt bedeutet.
Wir haben von Studienstiftungen profitiert.
Sie unterstützen derzeit die Österreichische Akademie der Wissenschaften bei der Gründung einer Studienstiftung. Wie kam es dazu?
Ich habe das Projekt mit meiner Kollegin Eva Schitter gestartet. Wir haben beide von Studienstiftungen profitiert, ich in der Schweiz, sie in Deutschland. Wir wollen, dass auch österreichische Studentinnen und Studenten diese Möglichkeit bekommen.
Wie weit sind die Bemühungen schon gediehen?
Wir möchten heuer noch die ersten Auswahlverfahren für Anwärter/innen durchführen. Der Fokus soll zuerst auf Winter- bzw. Sommerschulen und Seminaren liegen, wo wir in kleinen Gruppen von etwa 15 Menschen gesellschaftlich relevante Themen fächerübergreifend bearbeiten wollen. Die Stiftung soll eine Plattform zur persönlichen Weiterentwicklung für junge, kreative Köpfe aus den verschiedensten Studienrichtungen werden.
Wie haben Sie von ihrer Mitgliedschaft in der Schweizerischen Studienstiftung profitiert?
Ich habe bei Seminaren viele interessante Leute kennengelernt und konnte mich persönlich weiterentwickeln. Zudem gab es finanzielle Unterstützung, die mir auch jetzt noch hilft mein Doktorat in Oxford durchzuführen.