Armenien und Aserbaidschan: Das Ringen mit der Geschichte
Die Forschung geht davon aus, dass Konflikte häufig historische Narrative formen und beeinflussen, die wiederum die soziale und politische Identität von Gemeinschaften prägen. Diese Erzählungen werden im Laufe der Zeit immer wieder neu erzählt und angepasst, um das sich verändernde politische und sozioökonomische Umfeld widerzuspiegeln. Naira Sahakyan vom Armenian Genocide Museum Institute in Erewan und Gastforscherin an der Universität Cambridge, hat die Entwicklung von Kriegsnarrativen im Zusammenhang mit dem Bergkarabach-Konflikt analysiert und untersucht, wie sie von den Führern Armeniens und Aserbaidschans präsentiert werden.
Die Historikerin stellt diese Studie auf Einladung des Instituts für Iranistik der ÖAW in einem Webinar der Kaukasusforschung an der ÖAW vor. In "Wrestling with History: An Analysis of the Karabakh Conflict in Armenian and Azerbaijani State Discourses" geht sie der Mobilisierung der Gesellschaften vor allem durch die Schaffung eines Gefühls der "Andersartikgkeit" in Bezug auf ihre Rivalen nach. Die Studie konzentriert sich auf die Kriegsnarrative, die von den armenischen und aserbaidschanischen Führern zwischen 1991 und 2020, d. h. von der Unabhängigkeit bis zum Berg-Karabach-Krieg 2020, präsentiert wurden.
Die Analyse zeigt, wie sich reale politische Ereignisse auf Kriegsnarrative auswirken und wie führende Politiker ihre Nationen auf den Frieden vorbereiten können, indem sie eine entmenschlichende und ausgrenzende Rhetorik vermeiden.