Große Forscherinnen der ÖAW
Büsten in der Aula
Joseph von Hammer-Purgstall (* 9. Juni 1774 Graz/Steiermark, † 23. November 1856 Wien)
Joseph von Hammer-Purgstall (* 9. Juni 1774 Graz/Steiermark, † 23. November 1856 Wien)
Joseph von Hammer(-Purgstall) wurde als Sohn eines 1791 geadelten Gubernialrates geboren. 1787 wurde er nach Wien gebracht, wo er zwei Jahre später Aufnahme in die Orientalische Akademie fand, die er 1794 erfolgreich abschloss. Im Jahre 1799 wurde er erstmals nach Persien entsandt, besuchte Konstantinopel und Ägypten. Bereits 1804 erschien seine „Enzyklopädische Übersicht der Wissenschaften des Orients“. Er bereiste England und Frankreich und war in Wien ab 1811 als Hofdolmetscher tätig; 1817 wurde er zum Hofrat ernannt. Hammer-Purgstall, der erst 1835 mit der Erbschaft der Gräfin Purgstall und der Erhebung in den Freiherrenstand den Beinamen „Purgstall“ annahm, gilt als ein Polyhistoriker, dessen Interesse für orientalische Kulturen sich auf alle Bereiche der Philologie, Geschichte, Philosophie, Geographie usw. erstreckte. Eine Vielzahl morgenländischer Autoren wurden von ihm ins Deutsche übersetzt; am bekanntesten ist wohl seine Übersetzung von Hafes Diwan (1812/13), die Goethe zu seinem Westöstlichen Diwan inspirierte. Zu seinen weiteren bedeutenden Arbeiten zählt die zehnbändige „Geschichte des osmanischen Reiches“ (1827-1835) und die sechsbändige „Literaturgeschichte der Araber“ (1850-1856).
Hammer-Purgstall hatte sich schon in den 1830er Jahren für die Gründung der Akademie der Wissenschaften eingesetzt und wurde 1847 ihr erster Präsident; das Amt legte er 1849 nieder.
Die Büste, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde und aus dem Besitz der Familie stammt, konnte 2012 von der Akademie erworben werden.
Literatur:
Wilhelm Baum: Josef von Hammer-Purgstall. Ein österreichischer Pionier der Orientalistik. In: Österreich in Geschichte und Literatur 46 (2002), S. 224-239; Sibylle Wentker: Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall. Ein Leben zwischen Orient und Okzident. In: Hannes D. Galter u. Siegfried Haas (Hg.): Wanderer zwischen Orient und Okzident. Graz 2008, S. 1-12; Walter Höflechner (unter Mitarbeit von Alexandra Wagner, Gerit Koitz-Arko und Sylvia Kowatsch): Joseph von Hammer-Purgstall 1774-1856. Ein altösterreichisches Gelehrtenleben. 2 Teilbände. Graz 2021.
Andreas von Baumgartner (* 23. November 1793 Friedberg/Böhmen, † 30. Juli 1865 Hietzing bei Wien)
Andreas von Baumgartner (* 23. November 1793 Friedberg/Böhmen, † 30. Juli 1865 Hietzing bei Wien)
Andreas (seit 1854: von) Baumgartner wurde als Sohn eines Gastwirtes und Bäckers geboren. Er begann 1810 sein Studium der Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Wien; 1814 erfolgte seine Promotion. 1817 wurde er als Professor für Physik an das Lyzeum in Olmütz und 1823 zum ordentlichen Professor für Physik und Angewandte Mathematik an die Universität Wien berufen, wo er 1826/27 und 1829/30 Dekan der philosophischen Fakultät war und 1849 Rektor. Seine dreibändige „Naturlehre nach ihrem gegenwärtigen Zustande mit Rücksicht auf mathematische Begründung“ (1824) erreichte zahlreiche Auflagen. Baumgartner war immer an einer praxisbezogenen Anwendung und industriellen Nutzung der Forschung gelegen, weswegen Kaiser Franz I. ihn bereits 1833 zum Direktor der staatlichen Porzellan-, Gußspiegel- und Maltefabriken machte und ihm 1848 die Leitung der Staatsbahnen übertragen wurde.
Im Revolutionsjahr 1848 war Baumgartner von Mai bis Juli Minister für öffentliche Arbeiten und das Bergwesen; von 1851 bis 1855 war Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten.
Der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gehörte er seit ihrer Gründung 1847 an. Von 1849 bis 1851 leitete er als Vizepräsident und Stellvertreter des zurückgetretenen Präsidenten Hammer-Purgstall die Akademie, deren Präsident er seit 1851 bis zu seinem Tod 1865 war.
Die Büste wurde von Robert Ullmann (1903-1966) im Jahre 1961 geschaffen.
Literatur:
Günter Bauer: Andreas von Baumgartner (1793-1865). Leben und Werk eines österreichischen Naturwissenschafters, Staatsmannes und Akademiepräsidenten. Wien [Diplomarbeit] 1991.
Karl von Rokitansky (* 19. Februar 1804 Königgrätz/Böhmen, † 23. Juli 1878 Wien)
Karl von Rokitansky (* 19. Februar 1804 Königgrätz/Böhmen, † 23. Juli 1878 Wien)
Der Sohn eines Kreiskanzlisten in Leitmeritz studierte zunächst in Prag Klassische Philologie, dann ab 1821 Medizin; Rokitansky schloss sein Studium 1828 mit dem Doktorat in Medizin in Wien ab, wohin er 1824 übersiedelt war. Ab 1830 war Rokitansky Assistent an der Pathologisch-Anatomischen Prosektur, ab 1834 außerordentlicher Professor der pathologischen Anatomie und ab 1844 ordentlicher Professor. Bis zum Studienjahr 1862/63 war er viermal Dekan der Medizinischen Fakultät und 1852/53 Rektor der Universität Wien. In den 1830er Jahren etablierte er die „Neue Wiener Schule“, die später als „Zweite Wiener Medizinische Schule“ bezeichnet wurde und die auf einem neuen wissenschaftlichen Zugang zu Krankheiten und ihren Diagnosen beruhte. Rokitansky entwickelte die Pathologie von einer beschreibenden zu einer erklärenden Wissenschaft. Krankheitsverläufe konnten erkannt und prognostiziert werden. In den Jahren 1842 bis 1846 erschien sein dreibändiges „Handbuch der pathologischen Anatomie“, das weltweite Rezeption und Übersetzungen erfuhr. In der Blutserologie und der Krasenlehre war er seinen Zeitgenossen weit voraus. Als Medizinalreferent im Innenministerium konnte er ab 1863 Einfluss auf die Hochschulpolitik nehmen; 1867 wurde er ins Herrenhaus des Reichsrats berufen.
An der Akademie der Wissenschaften war er 1848 zum wirklichen Mitglied gewählt worden und 1866 zum Vizepräsidenten. Das Amt des Präsidenten bekleidete er von 1869 bis zu seinem Tode 1878.
Franz Waldmüller (1894-1966) schuf die Büste im Jahre 1963.
Literatur:
Roland Sedivy: Carl Freiher von Rokitansky. Wegbereiter der Pathologischen Anatomie. Wien 2001; Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 8f.; Helmut Rumpler, Helmut Denk u. Christine Ottner (Hg.): Carl Freiherr von Rokitansky 1804-1878. Pathologe, Politiker, Philosoph, Gründer der Wiener Medizinischen Schule des 19. Jahrhunderts. Wien 2005; Felicitas Seebacher: „Freiheit der Naturforschung!“ Carl Freiherr von Rokitansky und die Wiener Medizinische Schule. Wissenschaft und Politik im Konflikt (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Medizin. 56.) Wien 2006; Österreichisches Biographisches Lexikon ab 1815 (2. überarbeitete Auflage). ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15. Dez. 2020) DOI:10.1553/0x002842bf
Alfred von Arneth (* 10. Juli 1819 Wien, † 30. Juli 1897 Wien)
Alfred von Arneth (* 10. Juli 1819 Wien, † 30. Juli 1897 Wien)
Alfred von Arneth war ein Sohn des Archäologen und Numismatikers Joseph Calasanz von Arneth (1791-1863), der seinerseits ein Gründungsmitglied der Akademie der Wissenschaften gewesen war. Er besuchte das Gymnasium in Kremsmünster und studierte in Wien Jus. Ab 1841 war er Mitarbeiter der Staatskanzlei und 1860 wurde er Vizedirektor und 1868 Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs; in der universitären Lehre war er nie tätig. Zu seinen bedeutendsten Publikationen zählt das dreibändige Werk über Prinz Eugen (1858) und die zehnbändige „Geschichte Maria Theresias“ (1879). Politisch gehörte er 1848/49 der Frankfurter Nationalversammlung an und von 1861 bis 1870 als Liberaler dem Niederösterreichischen Landtag. Ab 1869 war er Mitglied des Herrenhauses im Reichsrat.
Die Akademie der Wissenschaften wählte ihn bereits 1858 zum korrespondierenden Mitglied im Inland und 1862 zum wirklichen Mitglied. Als Vizepräsident gehörte er seit 1869 dem Präsidium an; von 1879 bis zu seinem Tod 1897 war er Präsident der Akademie. Mit 18 Amtsjahren war er nach Oswald Redlich (amtierend 1919-1938) der Präsident mit der zweitlängsten Amtszeit.
Seine Büste wurde 1962 von Robert Ullmann (1903-1966) geschaffen.
Literatur:
Alphons Huber: [Nachruf auf Alfred von Arneth], in: Almanach der Akademie der Wissenschaften 48 (1898), S. 245-256; Allgemeine Deutsche Biographie 46 (1902), S. 45-51.
Eduard Suess (* 20. August 1831 London, † 26. April 1914 Wien)
Eduard Suess (* 20. August 1831 London, † 26. April 1914 Wien)
Eduard Suess war ein Sohn eines aus Sachsen stammenden protestantischen Fabrikanten und Kaufmanns. Er besuchte ab 1846 das Polytechnikum in Wien, dann ab 1848 jenes in Prag, wobei er seine Studien nicht abschloss. 1852 erhielt er eine Anstellung am Hofnaturalien-Kabinett (heute: Naturhistorisches Museum) in Wien. 1857 erlangte er eine unbesoldete ao. Professur für Paläntologie, 1862 eine ao. Professur für Geologie und schließlich 1867 eine ordentliche Professur. Im Studienjahr 1888/89 war Rektor der Universität Wien; 1901 wurde er emeritiert. Als seine bedeutendsten Veröffentlichungen gelten „Die Entstehung der Alpen“ (1875) und „Das Antlitz der Erde“ (ab 1883), wobei letztere mehrere Auflagen und Übersetzungen erlebte. Von Suess wurde der Begriff des Superkontinentes Gondwana geprägt und auch die Entdeckung des Tethys-Ozeans wird ihm zugeschrieben.
Als liberaler Politiker war er zwischen 1863 und 1873 sowie von 1882 bis 1886 Gemeinderat in Wien, wobei er für die Planung und den Bau der 1873 eröffneten 1. Wiener Hochquellenwasserleitung und die Donauregulierung verantwortlich zeichnete. Zwischen 1869 und 1896 gehörte er dem Landtag an sowie zwischen 1873 und 1897 dem Reichsrat.
Die Akademie wählte Suess 1860 zum korrespondierenden Mitglied im Inland und 1867 zum wirklichen Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse; seit 1885 gehörte er in verschiedenen Funktionen dem Präsidium an, zuletzt von 1898 bis zu seinem Tod 1911 als Präsident.
Die Büste wurde im Jahre 1957 durch Wilhelm Frass (1886-1968) geschaffen.
Literatur:
Alexander Tollmann: Eduard Sueß. Forscher und Politiker. 20.8.1831-26.4.1914. Im Gedenken zum 150. Geburtstag. Wien 1981; Tillfried Cernajsek, Peter Csendes, Christoph Mentschl u. Johannes Seidl: „… hat durch bedeutende Leistungen … das Wohl der Gemeinde mächtig gefördert.“ Eduard Sueß und die Entwicklung Wiens zur modernen Großstadt (= Österreichisches Biographisches Lexikon. Schriftenreihe. 5.) Wien 2001; Daniela Angetter: Eduard Suess (1831-1914). Wiener Großbürger, Wissenschaftler, Politiker zum 100. Todestag. Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung in der Volkshochschule Wien-Hietzing vom 22. Oktober bis 19. November 2014 (= Berichte der Geologischen Bundesanstalt. 106). Wien 2014; ÖBL 14 (2015), S. 32f.
Erzherzog Rainer (* 11. Januar 1827 Mailand, † 27. Januar 1913 Wien)
Erzherzog Rainer (* 11. Januar 1827 Mailand, † 27. Januar 1913 Wien)
Erzherzog Rainer von Habsburg-Lothringen war ein Neffe Kaiser Franz Josephs und trat nicht zuletzt aufgrund zahlreicher karitativer Engagements als eines der populärsten Mitglieder des Kaiserhauses hervor. Er war Zeit seines Lebens ein Förderer der Kunst und der Wissenschaft, u.a. wurde die von der Österreichische-Ungarischen Nordpolexpedition 1874 entdeckte Rainer-Insel nach ihm benannt. 1857 wurde er von Kaiser Franz Joseph an die Spitze des Reichsrates berufen und von 1861 bis 1865 war er Ministerpräsident des Kabinetts Schmerling. Von 1872 bis 1906 war Erzherzog Rainer Oberkommandierender der k.k. Landwehr. Er war Präsident der Weltausstellung, die 1873 in Wien stattfand und Protektor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute: Museum für Angewandte Kunst). Die von Erzherzog Rainer 1884 erworbene und 1899 der k.k. Hofbibliothek (heute: Österreichische Nationalbibliothek) geschenkte Papyrus-Sammlung gehört heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Von 1861 bis 1913 war er Kurator der Akademie der Wissenschaften und als solcher ein zentrales Bindeglied zum Kaiser. 1861 wählte die Akademie ihn zu ihrem Ehrenmitglied.
Die Büste wurde von Carl Kundmann (1838-1919) im Jahre 1908 geschaffen.
Literatur:
Österreichisches Biographisches Lexikon 8 (1983), S. 395f.; Dietlinde Fruehmann: Erzherzog Rainer Ferdinand 1827-1913. Eine Darlegung seines Lebens 1850-1913. Wien [phil.Diss.] 1985; Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 122.
Ferdinand von Hochstetter (* 5. Februar 1861 Hruschau/Österreichisch-Schlesien, † 10. November 1954 Wien)
Ferdinand von Hochstetter (* 5. Februar 1861 Hruschau/Österreichisch-Schlesien, † 10. November 1954 Wien)
Der Sohn des Chemikers und Botanikers Carl Hochstetter studierte in Wien Medizin, wo er 1885 am Anatomischen Institut promovierte und sich 1888 habiliterte. 1892 erfolgte seine Ernennung zum ao. Professor, bevor er 1896 ordentlicher Professor an der Universität Innsbruck wurde. 1908 übernahm er als Vorstand das II. Anatomische Institut der Universität Wien; 1932 erfolgte seine Emeritierung. Hochstetter beschäftigte sich vor allem mit vergleichender Anatomie und Embryologie sowie der Entwicklungsgeschichte des Herzens und des Gehirns. In zwei Bänden erschienen 1919 und 1929 seine „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des menschlichen Gehirns“. Er entwickelte eine Methode zur Leichenkonservierung, die es ermöglichte, histologische Befunde auch viele Jahre nach dem Tod durchzuführen. Zwischen 1921 und 1951 war er für die 11 Auflagen des von Carl Toldt begründeten „Anatomischen Atlas für Studierende und Ärzte“ verantwortlich.
Die Akademie der Wissenschaften wählte ihn 1900 zum korrespondierenden Mitglied im Inland und 1911 zum wirklichen Mitglied. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde Hochstetter per acclamationem zum stellvertretenden Vizepräsidenten gewählt und übernahm das Amt des Präsidenten bis zur Bestätigung der Wahl Srbiks.
Der Bildhauer Wilhelm Frass (1886-1968) schuf die Büste im Jahre 1954.
Literatur:
Eduard Pernkopf: Josef Hyrtl, Carl von Langer, Emil Zuckerkandl, Carl Toldt, Julius Tandler und Ferdinand Hochstetter. Die Wiener Anatomen-Schule, in: Fritz Knoll (Hg.): Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker, Wien 1957, S. 89-97, hier: S. 95-97; Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 292.
Hans Przibram (* 7. Juli 1874 Lainz bei Wien, † 20. Mai 1944 Konzentrationslager Theresienstadt)
Hans Przibram (* 7. Juli 1874 Lainz bei Wien, † 20. Mai 1944 Konzentrationslager Theresienstadt)
Der Sohn eines in Prag und Wien tätigen Fabrikanten studierte zwischen 1894 und 1899 in Wien und Leipzig Zoologie. Nach seiner Promotion 1899 konnte er sich 1903 für Zoologie und Experimentelle Morphologie habilitieren; 1913 wurde er ao. Professor und 1921 Extraordinarius am II. Zoologischen Institut der Universität Wien. Sein Lebenswerk war die Biologische Versuchsanstalt in Wiener Prater, die er 1903 gemeinsam mit den gleichfalls aus dem jüdischen Bildungsbürgertum stammenden Leopold von Portheim und Wilhelm Figdor gegründet hatte. Um die hochinnovative Forschungseinrichtung, die zahlreichen jüdischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, denen eine akademische Karriere an den Universitäten verwehrt blieb, eine Heimstätte bot, dauerhaft zu sichern, wurde sie 1914 der Akademie der Wissenschaften übergeben. Die finanzielle Ausstattung verblieb dabei in den Händen der drei Gründer. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde ihnen der Zugang zum Gebäude verwehrt, das in den letzten Kriegstagen völlig ausbrannte. Karl Przibram und seiner Ehefrau gelang 1939 zunächst die Flucht nach Amsterdam, sie wurden jedoch im April 1943 in das KZ Theresienstadt verschleppt, wo Hans Przibram an Entkräftung und Unterernährung verstarb; seine Witwe beginn am darauffolgenden Tag Selbstmord.
Bei der Büste handelt es sich um ein Duplikat jener Büste, die André Roder (1900-1959) im Jahre 1933 geschaffen hatte.
Literatur:
Karl Przibram: Hans Przibram, in: Neue Österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Band 13. Wien 1959, S. 184-191; Österreichisches Biographisches Lexikon 8 (1983), S. 314f.; Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 751f.; Klaus Taschwer, Johannes Feichtinger, Stefan Sienell u. Heidemarie Uhl: Experimentalbiologie im Prater. Zur Geschichte der Biologischen Versuchsanstalt 1902-1945. Wien 2016, passim.
Josef Seegen (* 20. Mai 1822 Polna/Böhmen, † 14. Januar 1904 Wien)
Josef Seegen (* 20. Mai 1822 Polna/Böhmen, † 14. Januar 1904 Wien)
Josef Seegen war der Sohn eines jüdischen Handelsmannes. Er studierte in Prag und Wien, wo er 1847 zum Doktor der Medizin promoviert wurde; 1854 habilitierte er sich und 1859 wurde er außerordentlicher Professor. Zwischen 1853 und 1884 war er als Kurarzt in Karlsbad tätig, wo er sich der Balneologie (Bäderheilkunde) zuwandte. Gemeinsam mit Johann von Oppolzer (1808-1871) und Karl Ludwig Sigmund von Ilanor (1810-1883) gründete er 1856 den „Verein für Heilquellenkunde in Oesterreich“. Seine bedeutendsten wissenschaftlichen Publikationen waren seine „Studien über Stoffwechsel im Thierkörper“ (1887) sowie „Gesammelte Abhandlungen über Zuckerbildung in der Leber“ (1904).
1901 wurde Seegen zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften gewählt. 1902 stiftete er der Akademie 6.000 Kronen zur Lösung einer Preisaufgabe. Er setzte die Akademie zum Nacherben ein – seine Witwe verstarb 1912 – und ermöglichte so die Förderung wichtiger Forschungen.
Bei der Büste handelt es sich um ein Duplikat jener Büste, die 1908 von Richard Kauffungen (1854-1942) geschaffen wurde und sich im Arkadenhof der Universität Wien befindet.
Literatur:
Österreichisches Biographisches Lexikon, Band 12 (2005), S. 99; Anna Spitta: Der Balneologie und Stoffwechselforscher Josef Seegen (1822-1904). Wien [phil.Diplomarbeit] 2013.
Joseph Treitl (~ 8. Januar 1804 Wien, † 23. Januar 1895 Wien)
Joseph Treitl (~ 8. Januar 1804 Wien, † 23. Januar 1895 Wien)
Joseph Treitl wurde als Sohn eines bürgerlichen Eisenhändlers und Hausbesitzers im damals vor den Toren der Stadt Wien gelegenen Wieden geboren (heute: 4. Gemeindebezirk). Er übernahm das Geschäft seines Vaters nach dessen Tod 1828. Ab 1848 gehörte Treitl durchgängig bis 1884 dem Wiener Gemeinderat an, wo er als aktives Mitglied zahlreicher Sektionen in Erscheinung trat und sich u.a. in der Finanzsektion für den Bau der 1. Wiener Hochquellenwasserleitung engagierte. Von seinem sozialen Engagement zeugen seine Tätigkeiten für die Allgemeine Versorgungs-Anstalt, die Erste Österreichische Sparkasse oder das St.-Josefs-Kinderspital. Sein Interesse für Astronomie und die Naturwissenschaften führten schließlich dazu, dass er die Akademie der Wissenschaften testamentarisch zu seiner Universalerbin machte. Sein Vermögen betrug zu dieser Zeit rund 1,8 Millionen Gulden, wodurch die Akademie über viele Jahre zahlreiche wichtige Forschungsvorhaben realisieren konnte.
An Treitl erinnert nicht nur seine 1907 von Carl Kundmann (1838-1919) geschaffene Büste, sondern auch die sog. Treitl-Uhr rechterhand vor der Aula. Auch das monumentale Grabmal Treitls auf dem Friedhof in Wien-Hietzing errichtete „dem hochherzigen Förderer ihrer Arbeiten die dankbare Kaiserliche Akademie der Wissenschaften“.
Literatur:
Österreichisches Biographisches Lexikon, Band 14 (2015), S. 445f.